Lieber Herr Just,
da ich selbst sehr verspielt bin, und viel mit meinen Kindern und meinem Ehemann lachen kann, beantworte ich Ihnen gerne Ihre Fragen.
Frage: Mitte Juni erscheint Ihr neues Album „Elfenwunderland“, mit fantasievollen und einfühlsamen Popsongs.
Wie sind Sie auf diese Idee gekommen, denn das Album ist doch außergewöhnlich. Beim Anspielen der Songs hatte ich das Gefühl, irgendwo in Irland zu sitzen, wo ja bekanntlich Elfen und Kobolde leben.
Frau Mellmann: Als ich das Elfenwunderland anfing zu komponieren, wusste ich noch nicht, dass es ein ganzes Album werden würde, das passierte plötzlich und jede Melodie, jeder Text sprudelte einfach aus mir heraus. Das liegt vermutlich auch daran, dass wir sehr idyllisch am Waldrand -in direkter Nähe des Donautales leben, und sehr viel Zeit im Wald verbringen, unterwegs sind und kleine und große Abenteuer erleben, achtsam alles anschauen und hinhören.
Dabei ist die Phantasie meiner beiden Mädchen, als auch meine eigene immer präsent. Denn im Wald hören wir schon fast die Bäume flüstern, wir leben dann direkt ein Märchen, nur dass es tatsächlich Realität ist. Die Natur selbst ist unser riesiger Spielplatz.
Frage: Sie kommen ja nicht aus Irland, sondern Sie wurden in Estland geboren, aber leben schon seit Ende der 80er Jahre in Deutschland. Elfen und Kobolde haben ja etwas mit Naturverbundenheit zu tun. Was viele nicht wissen, dass Estland eine noch unberührte Natur hat. Wurden Sie durch Ihre alte Heimat inspiriert, die Songs zu „Elfenwunderland“ zu produzieren?
Frau Mellmann: Estland hat meine Kindheit in den ersten 8 Lebensjahren sehr geprägt. Tatsächlich ist es so, dass wir Kinder die meiste Zeit in der Natur verbracht haben. Alles Gemüse und die meisten Früchte haben unsere Eltern selbst angebaut und wir Kinder waren stets Erntehelfer.
Aber mehr noch ist Estlands Natur wirklich relativ unberührt, mit seinen Birkenwäldern, vielen Seen und natürlich der Ostsee, an der wir auch viel Zeit verbracht haben. Aber musikalisch haben mich die verschiedenen Folklore-Feste geprägt.
Denn Estland hat eine wunderschöne Volkskultur mit seinen Trachten, vielen Tanzfestivals und Musikfestivals. Die Musik geht teilweise tatsächlich in die irische Richtung, was sich bei meinem Bruder als auch bei mir absolut eingebrannt hat, sich in unserer Musik widerspiegelt und unser beider Herzen beim Musik machen berührt.
Frage: Sie sind eigentlich über die Popmusik zur Jazz-Musik gekommen und arbeiten aber seit 2013 an vielen Projekten für Kinder, wie zum Beispiel Ihr Album „Du bist ein Wunder – Meine Traum- und Schlaflieder“. Wie kommen Sie dazu, komplett eine andere Richtung zu gehen?
Frau Mellmann: Diese Frage ist für mich ganz klar und einfach zu beantworten: „Meine beiden Töchter sind definitiv der Grund für die phantasievollen Melodien und Texte.“ Denn wäre ich nicht Mutter geworden, hätte ich vermutlich weniger Inspiration für die Musik im Kinderbereich gefunden. Sie haben meine verborgene Phantasie, die Welt wieder mehr durch Kinderaugen anzusehen, geweckt.
Diese Welt steckt eigentlich ja noch in jedem von uns, doch der Alltag lässt es den meisten Erwachsenen nicht zu, sich zu öffnen und sich ins „Kindsein“ hineinzuversetzen. Dieses oftmals noch schwerelose Dasein eines Kindes, z.B. die Dinge nicht zu ernst zu nehmen, hilft mir im alltäglichen Leben auch unbeschwerter zu sein und mehr vom Hier und Jetzt zu genießen. Und genau dieses Gefühl versuche ich in meine Lieder zu transportieren.
Jazz- und die Popmusik sind aber nach wie vor ein großer Teil von meiner musikalischen Leidenschaft. Das wird auch für immer in mir bleiben und mich lebenslang begleiten.
Frage: Wenn Sie an Ihre Kindheit zurückdenken, haben da Ihre Eltern mit Ihnen gespielt? An was können Sie sich dabei erinnern? Was war Ihnen aus heutiger Sicht dabei wichtig? Und was haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?
Frau Mellmann: Dafür blieb tatsächlich wenig Zeit. Vielmehr waren wir draußen in der Natur und haben in den kalten, langen Wintermonaten miteinander richtige Eisburgen und Eisrutschen gebaut (gemeinsam mit unseren Eltern), von klein auf haben wir das Ski-Langlaufen gelernt, haben viel Zuhause miteinander getanzt und unser Vater hatte uns ein Zimmer mit einer Sprossenwand und einem Klettertau eingerichtet, in dem wir unzählige Stunden verbracht haben. Das einzige Brettspiel, was wir in Estland hatten, war Schach.
Das haben wir aber alle leidenschaftlich gerne gespielt. In den Sommermonaten waren wir viel im Wald beim gemeinsamen Beeren pflücken, oder am See schwimmen und picknicken. Für uns Kinder war das eines der schönsten „Spiele“, denn wir waren viel als Familie einfach zusammen.
Meist als Großfamilie, mit sehr vielen Kindern. Wir waren niemals einsam. Aus heutiger Sicht kann ich mich nur bei meinen Eltern und meinen Großeltern bedanken, dass wir lernen durften, was das Leben mit und in der Natur bedeutet und das alles ohne Handys, Computer o.ä.
Frage: Sie haben drei Kinder, was spielen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern? Was macht das Spielen mit Ihren Kindern aus Ihrer Sicht aus?
Frau Mellmann: Meist sind wir draußen unterwegs, oder in unserem Garten, in dem die Kinder ihr eigenes Reich haben. Doch auch sie sind mittlerweile in dem Alter (8 Jahre und fast 6 Jahre, das dritte Kind kommt erst im September auf die Welt), dass sie im Grunde täglich mit den anderen Kindern in der Nachbarschaft spielen.
Es sind viele Rollenspiele, Versteckspiele dabei, aber auch einfach nur mal mit dem Fahrrad gemeinsam im Wohngebiet zu düsen ist für meine Kinder sehr wichtig. Da sind wir Eltern so gar nicht wichtig und am liebsten für die Kids außer Sichtweite. Wenn dann doch mal das Wetter nicht mitspielt, spielen wir gerne ein altbewährtes Brettspiel wie z.B. „Mensch ärgere dich nicht“ , UNO, oder Pantomime, bei dem man Begriffe erraten muss.
Das lieben sie besonders und wir können dann den ganzen Tag damit verbringen, um den Tisch zu sitzen, dabei zu spielen, zu lachen, zu reden und nebenher zu essen. Aber auch Musik hören ist bei uns sehr wichtig. Die Mädchen drehen die Musik dann voll auf und wir tanzen oft alle durch das Wohnzimmer, wobei sie sich dann über den Tanzstil vom Papa vor Lachen krümmen.
Das ist einfach genial und so schwerelos! Daher denke ich, es geht nicht unbedingt um ein bestimmtes Spiel direkt, das Kinder glücklich macht, sondern um die gemeinsam verbrachte Zeit!
Frage: Heutzutage leiden alle unter Stress und Zeitnot. Dadurch haben oder besser gesagt, nehmen sich Eltern keine Zeit, mit ihren Kindern zu spielen.
Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?
Frau Mellmann: Kinder genießen die Zeit nur mit Mama und Papa ganz besonders. Es ist aus meiner Sicht für die Bindung zwischen Eltern und Kind sehr wichtig miteinander zu spielen, sich die Zeit zu nehmen für das Kind. Man merkt dabei ganz schnell, dass man selbst wieder ein stückweit zum „Kind“ wird.
Was mir bei meinen Kindern aufgefallen ist, dass sie während des Spieles plötzlich irgendwas erzählen, dass sie beschäftigt oder was sie kränkend fanden, oder auch positive Dinge, die sie in der Schule oder im Kindergarten erlebt haben, die sie sonst vielleicht nicht einfach so erzählt hätten. Somit bekommt man als Eltern einen Einblick in die Seele des Kindes und kann ihm besser zur Seite stehen.
Aber ich denke, das Wichtigste beim gemeinsamen Spiel ist, dass sich Kinder geborgen fühlen, wenn Eltern eine Zeitlang nur für sie da sind, sich nur auf die Kinder konzentrieren und alles andere nebenher mal sein lassen. Eben mal keinen Haushalt machen, telefonieren oder ständig am Laptop oder Fernseher sitzen.
Wenn unter der Woche wenig Zeit bleibt für das Spiel, dann sollte man sich am Wochenende unbedingt die gemeinsame Familienzeit nehmen. Kinder brauchen den Halt der Eltern und diesen spüren sie am meisten, wenn wir uns Zeit für sie nehmen.
Frage: Wenn Sie in die Rolle eines Spieleerfinders schlüpfen könnten, welches Spiel würden Sie denn gern einmal erfinden wollen?
Frau Mellmann: Das wäre definitiv ein Spiel, bei dem sich alles um das „Lachen“ dreht. Bei dem selbst der trübsinnigste Mensch, ob groß oder klein, jung oder alt , sich vor Lachen nicht mehr halten kann. Denn „Lachen“ und wahre Freude verlängert bekanntlich das Leben und lässt uns etwas leichtfüßiger durch den stressigen Alltag gehen, davon bin ich überzeugt.
Frage Welche Projekte haben Sie in nächster Zukunft vor?
Frau Mellmann: Ideen schreibe und komponiere ich stetig weiter, doch was genau es werden wird, steht momentan noch in den Sternen.
Zur Person
Viktoria Mellmann begann mit bereits vier Jahren ihre musikalische und tänzerische Ausbildung. Schon vor ihrem Jazz- & Pop-Studium am International Music College in Freiburg/Breisgau gründete sie 1999 gemeinsam mit ihrem Bruder Viktor eine Popband, die ausschließlich Eigenkompositionen spielt. Seit 2001 ist Viktoria Mellmann auf der Bühne sowie in der Studioarbeit zu Hause. Außer in ihrer eigenen Band singt sie in verschiedenen Jazz- und Popformationen.
Die Geburt ihrer beiden Töchter 2007 und 2010 (ihr drittes Kind wird im Herbst 2015 das Licht der Welt erblicken) weckte ihre Kreativität, auch Musik für Kinder zu komponieren. Mit dem Debutalbum „Du bist ein Wunder – Meine Traum- und Schlaflieder“ (Universal Music 06025 373925 0) und seinen seelenwärmenden Songs, die ebenfalls Kinder wie Eltern verzaubern, feierte sie 2013 erste Erfolge.
Viktoria Mellmanns Elfenwunderland ist ab dem 12. Juni überall im Handel auf CD und auch als eAlbum im Download erhältlich.
Bild Agentur Ment und Jessica Lang