Angesagt – Surdham Göb

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Sehr geehrter Herr Surdham Göb,
Sie sind Koch, aber ein ganz besonderer Koch, denn Sie kochen vegan. Sie haben in San Francisco, New York, Hawaii und München gearbeitet. Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, vegan zu kochen?

Surdham Göb: Die vegane Küche hat mich immer fasziniert, aus Koch-Perspektive, einfach weil es keine Konventionen gab, man musste alles neu erfinden, neu entdecken, neue Kombinationen und Wege finden, an leckeres Essen zu kommen. Man gab ja viel auf zu Anfang und bevor man die vielen neuen Zutaten und Bausteine entdeckt hatte, ist ein bisschen Zeit im Mangel vergangen, bevor der Reichtum, der aus der Erde wächst, hervorgekommen ist.

Die vegane Küche ist unglaublich kreativ, direkt und klar. Kein Blut, kein klebriges tierisches Protein, das klebt und verkrustet. Die Küche ist leicht und lebendig, farbenfroh, kreativ und einfach lecker.

Die Redaktion:  Die vegane Küche setzt sich in den letzten Jahren immer mehr durch und ist nicht nur „In“ sondern sie gehört zum Alltag einfach dazu. Warum hat dies eigentlich in Deutschland so lange gedauert, dass sich vegan immer mehr durchsetzt?

Surdham Göb: Naja das Leben ist wohl einfach ein Prozess, ich mache das mit der veganen Ernährung seit 25 Jahren und seit 20 Jahren als Profi, meine Welt war immer schon so vegan und alltäglich. Dass es jetzt ganz Deutschland ergreift, freut mich und liegt wohl an der Öffnung der veganen Szene.

Heute kann man, aus gesundheitlichen, ethischen, ökologischen, egoistischen, eitlen, szenigen, biologischen, weltwirtschaftlichen, politisch korrekten Gründen vegan leben. Früher gab es da nur die linksgerichtete Tierbefreiungsszene….diese Öffnung hat wohl den Raum geöffnet, dass mehr Platz für mehr Veganer gekommen ist. Egal ob man nur einen Tag in der Woche oder im Monat vegan isst.

Natürlich gibt es auch immer mehr Informationen, Bücher, Filme, Presse, Stories, Prominente usw. ….aber das sind aus meiner Sicht einfach Nebenerscheinungen aus dem Grund, dass die Welt sich einfach auch verändern muss, um alle ernähren zu können die in ihr leben.

Die Redaktion: Sie stehen ja nicht nur in der Küche, sondern Sie geben Kochkurse, schreiben Bücher und Sie sind natürlich auch im Fernsehen vertreten. Und Sie arbeiten auch viel mit Ihren Kollegen und Kolleginnen, wie Nicole Just zusammen. Was machen Sie davon eigentlich am liebsten?

Surdham Göb: Für mich macht es die Mischung, und ich bin wohl einfach aus Kinderschuhen Service orientiert und gebe den Menschen gerne, was sie von mir wollen. Wenn sie Kurse wollen, in denen sie schnell lernen können, was ich mir lange aneigenen musste, dann stelle ich diese Infomationen gerne zur Verfügung.

Was ich am meisten liebe, ist das Kochen, mit Menschen zusammen, und ich teile diese Liebe einfach gerne mit allen, die dafür offen sind und einen Hunger haben, tiefer in die Materie einzutauchen.

Zusammen mit Nicole zu arbeiten, sowie mit den anderen Vegan Rockstars, ist Klasse, erstmal tauscht man sich untereinander aus, was los ist, wo es hingeht und was so passiert im Leben…aber vor allem zusammen zu stehen, als Träger des Veganen Know Hows. Ist ja auch eine Verantwortung, dieses Wissen aus wirklichen Erfahrungen weiter zu geben und nicht nur aus Internet Halbwissendes.

Die Redaktion: Was würden Sie Menschen raten, die noch hadern, vegan zu essen?

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Surdham Göb: Just give it a try, und wenn’s nicht schmeckt, hast du wohl das falsche gegessen. Lass die Sonne rein in dein Herz, und spüre, wie klar, sanft und lebendig das Leben eigentlich ist und die vegane Ernährung hilft, dies wahrzunehmen und zu empfinden.

Jeder und alles will leben, niemand steht drauf, ausgenutzt und absichtlich gequält zu werden, und what you give is what you get. Vegan ist da ein kleiner Schritt, ein kleines Statement, aber das Zusammenleben von uns allen auf diesem Planeten geht viel weiter und tiefer, als vegan zu sein.

Und auch wenn es vielleicht ein Jahr dauert, bis man vom Mangel in den Reichtum kommt, der Reichtum, die Lust, der Spaß und die Freude am Essen, am Gemüse und Obst kommt sicherlich. Es ist ein bisschen wie beim Spielen, man muss erstmal spielen anfangen und nicht darüber nachdenken, ob dieses Spiel Spaß machen könnte, und der Spaß kommt beim Spielen ganz von alleine.

Bildrechte Surdham Göb
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Die Redaktion:  Ihr neuestes Kochbuch heißt „Vegan Daily“. Könnten Sie kurz vorstellen, was so der inhaltliche Schwerpunkt des neuen Werkes ist?

Surdham Göb: Es geht um die tägliche vegane Ernährung. Wie man die anscheinend schwierige Umstellung ganz einfach machen kann. Ohne viel nachzudenken, mit praktischen Tipps, und sogar fertigen Einkaufslisten auf meiner Wesite zum downloaden. Einfacher geht’s nicht.

Die Redaktion:  Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

Surdham Göb: Ich habe vor allem mit meiner Mutter und meinen Verwandten in der Küche gespielt, durfte schon früh an den Herd und mit Messern hantieren. Sonst war ich eher ein Lego Kind, das in seinen Kisten alles mögliche zusammen gebaut und auseinander gelegt hat.

Die Redaktion:  Wenn Sie Kinder haben, was spielen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern? Was macht das Spielen mit Ihren Kindern aus Ihrer Sicht aus?

Surdham Göb: Ich bin Vater geworden, dann kann ich sicher in ein paar Jahren mehr dazu sagen und mit mehr Authorität. Für mich selber war es einfach wichtig zu spielen und ich tue das heute immer noch, vor allem bei der Arbeit. Es gehört auch Ernsthaftigkeit dazu, aber im Endeffekt soll das Leben so bleiben wie es ist, mutig, spielend, mit Leichtigkeit und viel Phantasie.

Die Redaktion: Und da man ja nicht nur mit Kindern spielt, stellt sich die Frage, was Sie mit Ihren Freunden spielen?

Surdham Göb: Ich spiele gerne Karten mit meinen Freunden, mache Musik oder einfach Quatsch machen, Hauptsache es wird gelacht. Sonst beim Sport ist für mich auch viel Spiel dabei, vor allem im Meer, wenn wir beim Surfen sind.

Die Redaktion:  Sie wissen, haben Kochen und Spielen was gemeinsam, es funktioniert nach Regeln. Was fasziniert Sie beim Spielen?

Surdham Göb: Für mich ist das Kochen ein Spiel, immer neue Kombinationen aus Geschmäckern, Farben und Texturen, da geht einem die Phantasie nicht aus. So vieles, was es zu entdecken gibt und immer neu erfinden. Und Regeln sind toll, vor allem wenn man sie so gut kennt, dass sie in Mark und Bein übergehen.

Die Redaktion:  Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?

Surdham Göb: Das Spielen in der Natur draußen mit den natürlichen Elementen. Es ist immer schöner, draußen zu sein, was dann gespielt wird, ist dann gar nicht mehr von Bedeutung.

Die Redaktion:  Heutzutage leiden alle unter Stress und Zeitnot. Dadurch haben oder besser gesagt, nehmen sich Eltern keine Zeit, mit ihren Kindern zu spielen. Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?

Surdham Göb: Sehr wichtig, und wir haben die Zeit, wenn wir das Spiel des Lebens wieder erkennen und erfahren, wie schön es ist, lebendig zu sein. Die große Vernunft, die Versicherung, dass alles in geregelten Bahnen läuft, ist uns ja auch allen klar, dass es diese nicht gibt.

Dann kann man auch einfach wieder mit Freude an alles ran gehen, was man den Tag lang tut und die Kinder dabei integrieren. Die wollen ja eh nichts anderes, als einfach dabei sein.

Die Redaktion:  Wenn Sie in die Rolle eines Spieleerfinders schlüpfen könnten, welches Spiel würden Sie denn gern einmal erfinden wollen?

Surdham Göb: Als Kind wollte ich immer Lego Erfinder werden, heute mache ich das mit Kochbüchern und bei meiner Arbeit. Somit habe ich meinen Traumberuf auch wahr gemacht, ich spiele mit Gemüse, frischen Zutaten, Farben und kann mich dabei total verkünsteln und Spaß dabei haben. Kochen für und mit Kindern wird sicher bald ein Thema werden, um das ich mich kümmern werde.

Die Redaktion:  Was planen Sie für die Zukunft?

Surdham Göb: Weitermachen, einfach weitermachen mit dem, was ich liebe, mit den Menschen, die ich liebe und mit viel Vorfreude auf unsere Tochter und dem Umzug auf das Land, wo alles doch ein bisschen langsamer und naturnäher erlebt wird.

Die Redaktion: Herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.

Surdham Göb: Sehr gern geschehen.

Zur Person

Surdham Göb kann auf bald 30 Jahre Kocherfahrung zurückgreifen und ist seit vielen Jahren auf die vegane Küche spezialisiert. Nach Stationen in San Francisco, New York und Hawaii war er sechzehn Jahre als Chefkoch in diversen veganen Restaurants tätig.

Heute betreibt er in München eine eigene Catering-Firma, gibt vegane Kochkurse, hält Vorträge und berät Gastronomiebetriebe bei der Integration oder Umstellung auf vegane und biologische Speisen. Seine ersten beiden Kochbücher, beides große Erfolge, sind im AT Verlag erschienen.

http://www.surdhamskitchen.com

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.