Sehr geehrter Herr Torsten Rohde,
Ihre Figur, Renate Bergmann, geb. Strelemann, ist Kult. Der Twitterkanal von Bergmann hat mehr Follower als so mancher lebendige Künstler.
Dabei hat Frau Bergmann eine bewegte Geschichte. Sie war Trümmerfrau, Reichsbahnerin, Haushaltsprofi und sie ist vierfach verwitwet.
Die Redaktion: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, diese Figur zu erschaffen?
Torsten Rohde: Zu Weihnachten kommen alle zusammen und dabei kommen immer wieder die ewig gleichen Themen zur Sprache.
Warum nicht jemanden erschaffen, der über diese Dinge redet, in dem Fall twittert. So entstand Renate und im Laufe der Zeit entstand daraus ein Buch.
Das war 2013. Mittlerweile sind es sechs Bücher. Ich hatte das Twittern als Gag betrachtet. Am Anfang habe ich alles nebenher gemacht und seit dem ersten Buch ging es nicht mehr, denn neben dem Schreiben gibt es noch viele Verpflichtungen, die daraus entstanden sind.
Die Redaktion: Die Themen sind sehr vielfältig, worüber Frau Bergmann twittert, aber nie politische Themen. Ist dies Absicht?
Torsten Rohde: Politische Themen sind für eine ältere Dame unglaubwürdig und passen nicht zur Figur einer liebenswerten Oma. Das sagt mir mein Bauch. Hier ist doch eher wichtiger, was der Nachbar macht, ob dieser wieder rechtzeitig die Mülltonne rausgestellt hat. Hier werden auch Klischees bedient, die aber wiederum die Figur liebenswert machen.
Die Redaktion: Wo kommen die Ideen her, um die Geschichte von Oma Bergmann fortzuschreiben?
Torsten Rohde: Dies sind Beobachtungen im Alltag. Das kann beim Arzt, Friseur oder im Bus sein. Vor allem da, wo überall die netten grauen Ladys sind, da wird man inspiriert.
Die Redaktion: Wie begann eigentlich alles und warum ist Frau Bergmann so erfolgreich?
Torsten Rohde: Jeder hatte so eine Oma oder hätte sie gern gehabt. Es ist so, dass man sich bei so einer Oma wohlfühlt. Und die Geschichten sind aus dem Leben gegriffen und so entdecken sich die Leser und Hörer darin wieder.
Die Redaktion: Jetzt erscheint das neue Hörbuch „Wir brauchen viel mehr Schafe“. Um was geht es in dieser neuen Geschichte?
Torsten Rohde: Frau Bergmann bereitet Weihnachten vor und dabei nimmt sie wieder einmal kein Blatt vor den Mund. Vor allem ist sie dabei, ein Krippenspiel zu organisieren, mehr kann man hier aber nicht verraten.
Die Redaktion: Die Hörbücher spricht ja Frau Carmen-Maja Antoni. Hatten Sie bei der Auswahl der Sprecherin Mitspracherecht?
Torsten Rohde: Nein, der Hörverlag sucht die Sprecherinnen und Sprecher nach entsprechenden Kriterien aus. Und dies passt in aller Regel.
Die Redaktion: Sind Sie bei der Hörbuchproduktion mit vor Ort?
Torsten Rohde: Nein, eigentlich nicht. Aus Neugierde war ich zweimal bei der Produktion vor Ort, um zu sehen, wie alles abläuft.
Man muss sich vorstellen, dass für ein Hörbuch das Werk gekürzt wird. Diese Version bekommt der Autor auch zuvor noch einmal vorgelegt, um dies dann freizugeben.
Die Redaktion: Sie sind von Beruf eigentlich Controller? Wie kommt man von diesem Beruf zum „Schreiben“?
Torsten Rohde: Ich habe mir dies nicht ausgesucht, es ist einfach passiert. Und diese Reise macht immer noch viel Spaß.
Neben dem Schreiben hat man aber noch viel mit anderen Dingen zu tun. Da finden im Jahr bis zu 60 Lesungen statt und so ist man über 100 Tage lang nicht zu Hause und schläft in Hotels. Auch viele Pressetermine stehen dabei immer wieder an. Bis lang ist alles noch ein großes Abenteuer.
Die Redaktion: Wie Sie vielleicht wissen, sind wir ein Spielmagazin, um Eltern Hilfestellung bei der Auswahl von Spielen zu geben, denn viele Eltern spielen nicht mehr mit ihren Kindern.
Haben Ihre Eltern mit Ihnen gespielt?
Torsten Rohde: Ich habe sehr viel mit meiner Uroma Frieda gespielt. Vor allem Mühle, Halma und Karten. Dabei hat sie immer wieder geschummelt. Trotzdem hat es Spaß gemacht.
Die Redaktion: Spielen Sie heutzutage mit Freunden?
Torsten Rohde: Mit Freunden spiele ich gern, vor allem Kartenspiele. So haben wir Ligretto wieder für uns entdeckt. Bei Spielen sollte man gleich loslegen können und man sollte nicht erst lange Anleitungen studieren.
Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?
Torsten Rohde: Es sind 50 Lesungen geplant (Termine kann man über http://renatebergmann.de/ einsehen). Dann sind noch zwei Bücher geplant und natürlich wieder viele Pressetermine.
Wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
Infobox
Die Romanfigur
Renate Bergmann, geborene Strelemann, 82 Jahre jung, wohnhaft in Berlin, Trümmerfrau, Eisenbahnerin und It-Girl. Sie ist vierfach verwitwet, mag Handarbeiten, trinkt gerne Korn und hat eine Katze. Seit Januar 2013 erobert sie mit ihren Twitter-Nachrichten die digitale Welt.
Website von Frau Bergmann http://renatebergmann.de/
Hörbücher
Die Hörbücher sind im „Der Audio Verlag“ erschienen. Die Bücher werden im Rowohlt Verlag verlegt.
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