„Primacy Effect: Der erste Verdacht“ ist ein Spiel für „Zwischendurch“ – im besten Sinne. Ein wenig erinnert es an „Mörder“, einen Spielklassiker für Betriebsausflüge und Landheimfahrten…
Das Spiel
Der Spielklassiker selbst ist leicht erklärt: Per Los wird entschieden, wer aus einer größeren Gruppe von Menschen die Figur des „Mörders“ spielt.
Dieser bekommt die Aufgabe, möglichst unbemerkt, seine Mitspieler ins Jenseits zu befördern. Jeder „Getötete“ wird an einer öffentlich zugänglichen Stelle zeitnah notiert (die Leiche muss sich quasi selbst outen), Ziel ist es, den Mörder zu finden.
Natürlich weiß erst einmal nur der „Mörder“ selbst, dass er der Gesuchte ist. Erst die Getöteten bekommen die Gewissheit, wer es war – dummerweise dürfen sie – als „Leiche“ – niemanden erzählen, wer es gewesen war.
Die Spieler müssen also sehr aufmerksam sein, nachschauen, wer wann wohin gegangen ist und herausfinden, wo die Leute gestorben sind. Erst durch Aufmerksamkeit und Konzentration bekommt man heraus, wer der Gesuchte ist. Üblicherweise wird das Spiel über einen längeren Zeitraum gespielt, manchmal nicht nur mit einem sondern mit mehreren „Mördern“.
„Primacy Effect: Der erste Verdacht“ unterscheidet sich kaum von diesem Spielprinzip. Die Spieler bekommen jeweils Karten mit Tatwaffen, die sie in einem festgelegten Raum ablegen müssen. Das Ablegen muss so erfolgen, dass die Karte von den Mitspielern gefunden werden kann.
Natürlich sollte dies möglichst geschickt erfolgen, denn Ziel der Aktion ist es, als Mörder möglichst unerkannt zu bleiben.
Da jeder Mörder nur Karten mit einer bestimmten Tatwaffe hat, kann jedem Mitspieler eine bestimmte Tatwaffenkarte zugeordnet werden. Das ist auch Ziel des Spiels: Die Mitspieler müssen möglichst aufmerksam ihre Mitspieler beobachten und diese Beobachtungen notieren. Sie müssen herausfinden, welche Tatwaffen die Spieler nutzen und – wenn sie können – das Ganze auflösen.
Ein falscher Tipp jedoch befördert auch sie ins Jenseits. Der Unterschied zu dem Spielklassiker besteht darin, dass nur eine sehr beschränkte Anzahl dieses Spiel spielen können (3-4 Spieler in der Grundversion, mit Erweiterung maximal 8 Personen) und es sowohl für einen Wochenendtrip wie auch für lange Autofahrten (mit vielen Pausen) oder Spielabende (sozusagen als Begleitspiel) geeignet ist.
Kritik
Das Spiel bietet eine sehr schöne „Begleitmusik“, vor allem bei Spielabenden oder Wochenendausflügen. Für die Durchschnittsfamilie (4 Personen) ist die Grundversion völlig ausreichend, sobald mehr Personen mitspielen wollen, sollte man auf die Erweiterung zurückgreifen.
Diese Variation des Mörderspiels hat sehr viel Spaß gemacht, obgleich das Original sich natürlich kostenlos spielen lässt. Man muss allerdings dazu sagen, dass die Aufmachung des Spiels sehr gut gelungen ist und ordentlich Tatortstimmung aufkommen lässt.
Insofern ist die zusätzliche Geldinvestition durchaus gerechtfertigt. Abgesehen davon, lässt sich „Primacy Effect“ auch in relativ kurzer Zeit auf vergleichsweise engem Raum spielen – was ein eindeutiger Vorteil gegenüber dem Mörderspiel ist.
Fazit
Lange Rede, kurzer Sinn: Wer in großen Gruppen (>8 Personen) dieses Spiel spielen will, hat Pech gehabt. Selbst der Kauf mehrerer Spiele würde in diesem Fall nichts bringen, da man unterschiedliche Tatwaffen braucht – leider sind nur maximal 8 unterschiedliche Tatwaffenkartensets (Basisspiel + Erweiterung) käuflich zu erwerben.
Vor allem für Schulklassen oder größere Seminargruppen, sofern diese nicht regelmäßig (in der Größe) Gelegenheit bekommen, das Spiel zu spielen, ist das mehr als ungünstig. Für Familien oder einen kleinen Freundeskreis ist das Spiel jedoch ideal.
Das Spielprinzip ist einfach und schnell zu verstehen, die Aufmachung und Konzeption sind gut durchdacht und stellen eine sinnvolle Abwandlung des Spielklassikers „Mörder“ dar.
Sofern man beabsichtigt, das Spiel regelmäßig zu spielen (als Begleitung für Spielabende o. Ä.), ist es jedenfalls sehr zu empfehlen. Für eine nette Abwechslung, die nur aller 3-4 Jahre zum Einsatz kommt, ist das Spiel allerdings deutlich zu kostspielig.
„Primacy Effect: Der erste Verdacht“ ist ab einem Alter von ca. 9-10 Jahren geeignet und erschienen im Snappy Sheep Verlag. (S.Z.)