Wenn der Postmann zweimal klingelt, spätestens dann sind die nächsten Rezensionsexemplare im Anmarsch. Eilig ausgepackt, springt einem direkt die zu Beginn etwas schmucklos wirkende Box aus Holz ins Auge.
Genau in dem Augenblick, als das Spiel auf dem „To-Do-Regal“ abgestellt werden sollte, passierte es – das Ding fiel mir aus knapp 2 Metern Höhe aus den Händen und … es passierte nichts!
Material & Gestaltung
Der erste wirklich bemerkenswerte Vorteil der Spielbox ist seine außerordentliche Lebensdauer. „Der Tod durch Kinderhände“, davor graut es wahrscheinlich jedem Elternteil, das gerade auf der Suche nach einem neuen Geschenk für die lieben Kleinen ist. Die „Verpackung“, welche zugleich auch das Spielfeld darstellt, ist aus sehr beständigem Material, also stoß- und trittfest.
Ein weiteres Problem ist oftmals, das Kleinteile der heruntergefallenen Spiele sich quer über das ganze Zimmer verstreuen, auch das war im Härtetest kein Problem. Die Box lässt sich durch zwei Verschlüsse so verschließen, dass nach einem versehentlichen Herunterfallen nichts über den Boden rollt.
Auch sehr positiv ist, dass an wiederverschließbare Plastetüten für die Kleinteile gedacht wurde, die Teile in der Verpackung also nicht durcheinanderkommen oder im „Fall der Fälle“ einzeln aus der Box fallen.
Die Bewertung der Ausgestaltung hingegen ist eindeutig eine Frage der Perspektive. Die Boxen werden mit viel Liebe zum Detail von Hand angefertigt.
Das Menschenhand nicht unbedingt die Präzision einer Maschinenhand hat, dürfte klar sein, andererseits sind die Boxen dadurch individuell und echte Unikate. Das und der Blick auf dessen Haltbarkeit machen diese Box tatsächlich zu etwas Besonderem – etwas, was unter Umständen auch einige Generationen überdauern kann.
Spiele
Insgesamt bietet einem „Die Snipbox“ 5 verschiedene Spiele, für jeweils 2-4 Spieler. Diese sollen im Folgendem kurz erläutert und vorgestellt werden:
Snipp
In diesem Spiel geht es darum, die Rollen mit Geschick und Strategie als erster in die gegenüberliegende Nut zu schnippen. Vor Beginn sollte natürlich vereinbart werden, wie viele Rollen für den Spielsieg tatsächlich ins Ziel zu bringen sind. Fingerspitzengefühl wird hier vor allem benötigt, um die Rollen optimal zu treffen und diese auch in das anvisierte Ziel (die jeweiligen Rillen) zu schnippen.
Mittels Blockieren kann man die gegnerischen Rollen hindern, muss aber aufpassen, dass diese Blockade nicht zu lange dauert, ansonsten bringt dies einem auch selber Nachteile.
Snippbillard
Die Spieler versuchen mit der ihnen zur Verfügung gestellten braunen Kugel, ihre eigene Kugel zu treffen, welche die eigenen Chips berühren sollen, die jeweils getroffenen kommen aus dem Spielfeld, wer zuerst alle Chips vom Feld hat, gewinnt.
Wie beim Billard kann dabei auch über Bande gespielt werden und ein „Eigentor“ (in dem der gegnerische Spieler die gegnerische Kugel bewegt und diese die jeweils zugehörigen Chips berührt) erzielt werden. In diesem Spiel ist besonders Zielgenauigkeit und Fingerspitzengefühl gefragt.
Snippbillard ist besonders für Spieler ab einem Alter von ca. 8 Jahren geeignet, ob jüngere über eine entsprechende „Fingerfertigkeit“ verfügen, sollte individuell abgewogen werden, um eventuellen Enttäuschungen/ Nachteilen im Spiel vorzubeugen. Alternativ kann auch der Schwierigkeitsgrad für jüngere bzw. Anfänger gesenkt werden, indem die älteren beispielsweise mehr Chips aus dem Spiel befördern müssen.
Auch wäre es denkbar, dass „alte Hasen“, nur nach einem Treffer bei einem Schuss „über Bande“ die entsprechenden Chips aus dem Spiel nehmen dürfen.
Drei-X
Die Spieler versuchen, ähnlich wie bei Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, ihre Chips ins Ziel zu bringen und das geht so: Zu Beginn verfügt man über drei O-Chips, diese müssen das Spielfeld einmal umrunden, dann werden sie zu X-Chips. Verfügt man zuerst über 3 dieser Chips in der eigenen Zone, hat man gewonnen.
„Gewürfelt“ wird hier ein wenig anders, als Spieler bekommt man zwei Kugeln, welche auf das Spielfeld geworfen werden müssen, je nachdem, welche Position sie nach der Landung einnehmen, bekommt man eine bestimmte Punktzahl, welche man nutzen kann, um einen dieser Chips zu bewegen – hier ist also ein wenig Zielgenauigkeit gefragt.
Sobald ein O-Chip zum einem X-Pendant geworden ist, kann man damit andere Chips jagen und gegnerische wieder „nach Hause“ schicken (hier sind Kettenreaktionen möglich), sehr ärgerlich für den Mitspieler, der eventuell den ganzen Weg nochmal mit dem O-Chip zurücklegen muss (um die 3 X-Chips in der heimischen Zone zu erreichen).
Taktik spielt hier also auch eine nicht unbedeutende Rolle, man kann entweder nur einen X-Chip bewegen (um andere zu jagen) oder einen O-Chip (um diesen zu einem X-Chip zu machen). Insgesamt bleibt zu sagen, dass in diesem Spiel strategisches Geschick und Fingerspitzengefühl (mit den Kugeln) über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Spieltipp
Als spielbar hat sich auch eine etwas abgewandelte Version herausgestellt, so konnten die in dieser Version geschlagenen X-Chips wieder zu O-Chips werden, man musste also mit dem jeweiligen Chip von vorne beginnen. Etwas schwieriger (und zeitintensiver) wurde diese Variante, wenn Chips in der eigenen Zone „angegriffen“ werden konnten (und sich danach zurückentwickelten).
Auch kann man sich überlegen, ob man bei einer bestimmten Punktzahl z.B. „6“ nochmals die Kugeln werfen darf und die kommende Punktzahl mit der ursprünglichen addiert – quasi als Pendant zum „Pasch“.
Dieses Spiel ist besonders für Spieler ab einem Alter von ca. 6 – 8 Jahren geeignet. Bei einer Abänderung der Regeln, wie vorgeschlagen, kann man ein Alter von ca. 8 – 10 Jahre veranschlagen.
Regammon
Regammon baut auf einem ähnlichen Prinzip wie Backgammon auf, wird aber ohne Würfel gespielt. Das Zufallsmoment wird dadurch beträchtlich verringert. Ziel des Spiels ist es, die Rollen ins diagonal gegenüberliegende Feld zu bringen und dort in einem von eigenen Steinen eingegrenzten Areal zu positionieren.
Die Rollen dürfen nur 2 Nuten über- bzw. durchqueren, der Bewegungsradius wird dadurch stark eingeengt, außerdem kann der Gegner mit den eigenen Rollen die Bewegung der gegnerischen behindern. Abhilfe kann der „Joker“ eine Kugel bringen, welcher für eine Runde einige der Regeln für bestimmte Rollen „lockert“.
Der Einsatz der Rollen und des Jockers müssen gut koordiniert werden, damit man am Ende siegt. In diesem Spiel ist also in einem besonderen Maße taktisches Geschick gefragt.
Dieses Spiel ist besonders für Spieler ab einem Alter von ca. 9 – 10 Jahren geeignet, ob jüngere bereits über die entsprechende taktische Fertigkeit verfügen, muss individuell abgewogen werden (abhängig von der Stärke des Gegners bzw. der Gegner).
Pins
Dieses Spiel erinnert im Ansatz an Käsekästchen, den Klassiker vergangener Schultage. Zu Beginn wirft ein Spieler 8 Kugeln auf das Spielfeld, an diese können anschließend Rollen angelegt werden. Jene Zylinder können wahlweise an andere oder an Kugeln angelegt werden.
Nachdem die Spieler alle Rollen gelegt haben, können die Spieler in drei weiteren Runden einzelne Rollen bzw. mit Einschränkungen Kugeln verschieben. Am Ende werden müssen die Spieler ihre Punktzahl zusammenzählen. Die einzelnen Punkte werden durch Multiplikation der Anzahl der eigenen Rollen und der damit verbundenen Kugeln errechnet.
Für Pins brauch man taktisches Geschick, um seine Gegner zu besiegen, empfehlenswert ist es für Spieler ab ungefähr 10-11 Jahren, ob jüngere über ein entsprechendes strategisches Denkvermögen verfügen, sollte individuell abgewogen werden (dies ist auch abhängig von der Stärke des Gegners bzw. der Gegner).
Spielerklärung und weitere Hinweise
Etwas verbesserungsbedürftig hingegen ist das Layout der Spielanleitungen. So wären statt Schwarz-Weiß-Fotos als Anleitungshilfe durchaus Farbfotos wünschenswert gewesen, nicht zuletzt, wenn das Beispielbild auf verschiedene Farben verweist, obwohl diese durch die Schwarz-Weiß-“Kolorierung“ nicht zu erkennen sind (siehe Pins).
Besser noch wäre es, wenn man farbige Zeichnungen (vielleicht Comicstil o. Ä.) dafür verwendet hätte. Auch ein Inhaltsverzeichnis (mit entsprechenden Seitenangaben) wäre schön gewesen.
Auch die Hervorhebungen können „auf den ersten Blick“ sehr verwirrend für den Leser sein, diesen mit der Informationsfülle erschlagen. Es würde sich dementsprechend anbieten, die jeweiligen Unter-Überschriften („Spielziel“ o. Ä.) anders als die jeweils betonten Textpassagen hervorzuheben.
Ärgerlich, zumindest für die englischsprachigen Nutzer, waren die fehlenden Übersetzungen in einigen Bilder. So wurde schlicht vergessen, die Beschriftung einiger Bilder ins Englische zu übertragen. Zwar ist dies nicht unbedingt problematisch, da die Erklärungen soweit sehr verständlich gehalten wurden, ein wenig schade ist es aber schon, schließlich sollte die Bebilderung (und eventuelle Beschriftung) das Verstehen der Spiele erleichtern bzw. die verschiedenen Erklärungen visualisieren.
In dem Zusammenhang wäre es auch positiv gewesen, wenn die auf Deutsch beworbenen Spiele am Ende der Spielanleitung ebenfalls mit ins Englische übertragen wurden wären. Die entsprechenden Links zu den einzelnen (englischen bzw. deutschen) Rezensionen hätten an dieser Stelle auch eingefügt werden können, dies hätte das Lesen für den Kunden ein wenig erleichtert.
Fazit
Insgesamt kann „Die Snipbox“ als sehr gelungen bezeichnet werden, vor allem für kleinere Familien mit 1-2 Kindern oder/und Haushalten mit entsprechendem (spielfreudigen) Freundeskreis.
Die Spiele sind geeignet für einen „Quickie“ für zwischendurch, aber auch als Einleitung eines gemütlichen Spieleabends.
Die meisten der zur Auswahl stehenden Spielvarianten nehmen (je nach Anzahl der Spieler bzw. der Vorerfahrung der Teilnehmer und der Auswahl der Spielvariationen) 20 Minuten bis ca. 1 Stunde in Anspruch. Diese wurden auch soweit ganz gut erklärt, allerdings gibt es an der Stelle noch etwas Verbesserungspotential.
Die Haltbarkeit des Materials, bzw. deren Resistenz gegen äußere Einflüsse, wie z.B. Tritten, Würfen u. Ä. machen „Die Snipbox“ zu einem sehr langlebigen Spielvergnügen.
Die zu zahlenden 40 Euro befinden sich im gehobenen Preisniveau, dies wird durch die gebotene Leistung mehr als ausgeglichen. (S.Z.)
- Verlag: M+A Spiele
- Spieleinteilung: Gelegenheitsspieler
- Schwierigkeitsgrad: 2 (leicht spielbar)