Sehr geehrter Herr Günter Burkhardt,
Sie sind Spieleautor und waren eigentlich einmal Lehrer. Mehr als 70 Spiele haben Sie als Autor entwickelt, welche in verschiedenen Verlagen veröffentlicht wurden.
Frage: Wie wird aus einem Lehrer ein Spieleautor? Gab es da ein Schlüsselerlebnis?
Günter Burkhardt: Von einem Schlüsselerlebnis kann man nicht direkt sprechen.
Außer der Tatsache, dass ich irgendwann festgestellt habe, dass auch Spiele Autoren haben, genau wie Bücher.
Nur stehen die Namen meist sehr klein und versteckt auf der Schachtel.
Früher war ja nicht einmal das der Fall.
Frage: Wie würden Sie sich selber beschreiben, wer Sie sind?
Günter Burkhardt: Schwere Frage, offene Fragen sind die schwersten. Seit etwa 10 Jahren bezeichne ich mich als Spieleautor und sehe es als Glücksfall, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben.
Da bin ich meiner Frau sehr dankbar, denn ohne ihr Verständnis, ihre Unterstützung und ihr sicheres Einkommen wäre es wohl nicht so weit gekommen. Weil ich weiß, dass das ein Privileg ist, engagiere ich mich in meiner freien Zeit auch ehrenamtlich z.B. als Trainer, Vorstand und Schöffe.
Frage: Ihr neuestes Werk heißt „Die Gärten von Versailles“ und ist bei Schmidt Spiele erschienen. Das Besondere daran, Sie haben das Spiel mit Ihrer Tochter Lena Burkhardt entwickelt. Wie kam es denn zu dieser gemeinsamen Arbeit? Und was war das Besondere an dieser Zusammenarbeit?
Günter Burkhardt: Meine Tochter Lena ist schon immer sehr spielebegeistert und vielleicht meine wichtigste Testerin, weil sie immer schon eigene Ideen einbrachte. Die Grundidee der „Gärten von Versailles“ war ein einfaches Kartenspiel, bei dem man durch geschicktes Legen von Zahlkarten neue Karten bekommt. Das war etwas einseitig.
Das Spiel hat erst durch Lenas Idee mit den Plättchen und den verschiedenen Gartenfeldern den richtigen Pfiff bekommen.
Frage: Wer das Spiel noch nicht kennt, wie könnte man jemandem dieses Spiel beschreiben?
Günter Burkhardt: Das Legen der Zahlkarten ist geblieben, jetzt geht es darum, aus der offenen Auslage dadurch passende Gartenplättchen zu erhalten.
Diese legt jeder Spieler zu einem Garten vor sich aus und versucht dabei, möglichst große gleichartige Gartenflächen zu erzeugen. Die Grundregeln sind sehr einfach und man kann schnell losspielen.
Frage: Wenn man so eine gute Spielidee hat, wie kann man diese dann einem Verlag verkaufen? Wie war dies zum Beispiel mit dem Spiel „Die Gärten von Versailles“.
Hat da der Verlag gesagt, genau das ist es oder haben sie nur darauf gewartet. Wie funktioniert so etwas?
Günter Burkhardt: Nicht jedes Spiel passt zu jedem Verlag. Ich habe ja nun schon einige Spiele veröffentlich und weiß deshalb, dass ein Spiel wie „die Gärten von Versailles“ gut in das Programm von Schmidt Spiele passt.
Auf einer Messe stelle ich das Spiel dann in der Regel einem Redakteur vor, der dann entscheidet, ob der Verlag so ein Spiel haben möchte.
Nach einer längeren Testphase fällt dann die Entscheidung, ob das Spiel produziert wird.
Frage: Waren Sie eigentlich dabei in Versailles, um sich inspirieren zu lassen, so wie es einige Buchautoren machen?
Günter Burkhardt: Manchmal ist das so. Ich war z.B. gerade über Ostern in Ligurien in Albenga, eine tolle Stadt mit vielen mittelalterlichen Türmen. Da bin ich gerade dabei, ein Spiel dazu zu entwickeln.
Bei „Versailles“ war das anders. Meine Tochter war nach dem Abitur in Costa Rica und so hatte das Spiel zunächst dieses Thema. Man legte Strände, Wälder und Berge. Der Verlag konnte sich mit dem Thema aber nicht anfreunden und so haben wir gemeinsam nach einem neuen Thema gesucht. Das ist nicht immer einfach, bei den „Gärten von Versailles“ hat das aber sehr gut geklappt.
Frage: Irgendjemand hat einmal gesagt, dass man als Spieleautor Idealist sein muss, denn als Autor wird man nicht reich. Sind Sie ein Idealist?
Günter Burkhardt: In gewisser Hinsicht schon. Als verbeamteter Realschullehrer mit gesichertem Einkommen und vielleicht einem Zusatzeinkommen durch Spiele hätte ich bestimmt mehr verdienen können.
Auf der anderen Seite ist Geld nicht alles. Die freie Zeiteinteilung und das kreative Arbeiten wiegen das aus meiner Sicht bei Weitem auf.
An dieser Stelle möchte ich aber noch auf einen wichtigen Aspekt hinweisen. Es ist in mehreren Untersuchungen nachgewiesen, dass Kinder, die im Elternhaus spielen, auch einen größeren Schulerfolg haben. Deshalb ist es mir ein Anliegen, dass Eltern an gute passenden Spiele für die Kinder kommen.
Deshalb bin ich auf Märkten und Spieleveranstaltungen und mache auch Elternabend zum Thema Spielen.
Frage: Ist es von Vorteil, wenn man aus einem Bereich kommt, der sehr viel mit Logik zu tun hat, um ein Spieleautor zu sein, denn Sie waren ja einmal Lehrer?
Günter Burkhardt: Das scheint so zu sein, denn viele Spieleautoren kommen aus diesem Bereich. Und wie mir meine Tochter erzählt, sind an der Uni Freiburg die eifrigsten Spieler unter den Mathematikern zu finden.
Frage: Wie ist eigentlich der Alltag eines Spieleautors. Wird da nur gespielt, so nach dem Motto der „ganze Arbeitstag ist ein Spiel“? Sind Sie hauptberuflicher Spieleautor?
Günter Burkhardt: Ich mache das mittlerweile hauptberuflich und da gibt es ganz verschiedene Tage. Mal geht’s nicht so recht voran, dann gibt es einige Ideen und es gibt die Tage, an denen das Handwerk im Vordergrund steht.
Der Prototyp muss gestaltet und gebastelt werden. Und auf den Messen ist dann der „Verkäufer“ gefragt.
Frage: Wenn Sie jetzt zurückblicken, haben Sie diesen Schritt jemals bereut, Autor zu werden?
Günter Burkhardt: Nein, ganz sicher nicht. Vor allem wenn ich sehe, dass sich die Schullandschaft in Baden Württemberg aus meiner Sicht nicht gut entwickelt hat.
Frage: Wie sind Sie zum Spielen gekommen?
Günter Burkhardt: Das liegt wohl daran, dass bei uns im Elternhaus schon sehr viel gespielt wurde. Mühle, Halma und Malefiz waren es damals und mit Schulfreunden Monopoly und Öl für uns alle.
Frage: Was wird bei Ihnen zu Hause gespielt?
Günter Burkhardt: Wir testen natürlich viel die eigenen Prototypen. Mittlerweile sind die Kinder zum Studieren aus dem Haus, dennoch vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht mit meiner Frau das eine oder andere Zweierspiel spiele. Im Moment ist das „Patchwork“ ganz oben auf der Hitliste.
Und natürlich müssen auch die aktuellen Neuheiten gespielt werden, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben, als „Fortbildung“ sozusagen.
Frage: Spielen verbindet und macht bekanntlich viel Spaß. Spielen Sie auch mal mit Ihren Freunden?
Günter Burkhardt: Natürlich, eigentlich haben wir nur Freunde, die auch spielen. Und die wenigen anderen, die versuche ich immer mit leichten Einstiegsspielen anzufixen.
Frage: Schauspieler haben eine Traumrolle, was für einen Traum hat ein Spieleautor?
Günter Burkhardt: Das wäre der Traum, dass einmal ein Spiel zu 100% von einem Verlag so umgesetzt wird, wie es von mir eingereicht wurde. Und wenn das Spiel dann noch einen Preis gewinnen würde, umso besser.
Frage: Was planen Sie für die Zukunft? Wird es wieder ein Spiel Vater-Tochter geben?
Günter Burkhardt: Ich hoffe, dass es weitere Spiele geben wird, denn der Spielemarkt ist sehr schnelllebig. Oftmals sind gute Spiele schon nach 2-3 Jahren aus dem Programm, sodass auch jedes Jahr neue Spiele nachkommen müssen.
Und was das Vater-Tochter-Spiel angeht, so wird es bestimmt wieder Ideen geben, ob es aber zu einer Veröffentlichung reicht, ist offen.