Angesagt – Katrin Ingendoh

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Sehr geehrte Frau Katrin Ingendoh,
Sie sind Schauspielerin und seit 2007 ungefähr stehen Sie vor der Kamera.

Die Redaktion: Wie würden Sie sich selber beschreiben, für Leute, die Sie noch gar nicht kennen?

Katrin Ingendoh: Ich sehe mich als aufgeweckten, neugierigen, aufgeschlossenen und trotzdem zurückhaltenden Typ. Was wie ein Widerspruch klingt, ist einfach zu erklären: Ich falle nicht gern mit der Tür ins Haus, sondern „checke“ sozusagen erst mal die Lage (am Set, bei Theaterproduktionen / Proben).

Beruflich stehe ich als Schauspielerin auch gern im Mittelpunkt, privat muss das, ehrlich gesagt, nicht unbedingt sein. Ich kann witzig und verrückt sein, bin für jeden Quatsch zu haben, brauche aber auch immer wieder meine Zeit für mich, in der ich mich auch sehr gut zurückziehen kann. Bisher hält sich das in einer ganz guten Balance…

Die Redaktion: Sie sind demnächst im ‚Großstadtrevier‘ zu sehen. Krimis sind ja kein Neuland für Sie, denn im ‚Großstadtrevier‘, ‚Der Säger‘ oder ‚Morden im Norden‘ waren Sie bereits zu sehen. Wie bereitet man sich auf solche Rollen vor?

Schaut man da mal bei der Polizei vorbei und lässt sich einweisen, was eine Kommissarin, Opfer oder Täter so macht? Oder verlässt man sich auf die schauspielerische Erfahrung? Schließlich habe ich gehört, dass Sie schon für eine Rolle ein Friseurpraktikum gemacht haben.

Katrin Ingendoh: In der Tat sind das sehr unterschiedliche Rollen, die ich im Krimigenre verkörpern durfte und darf. Ich kann absolut sagen, egal ob Kommissarin, Täter, Opfer, oder etwas dazwischen – alles macht sehr viel Spaß und ist immer eine Herausforderung. Im Januar bin ich, zum Beispiel, in einer Folge der ZDF-Krimiserie „Heldt“ neben Kai Schumann zu sehen.

Als Aktivistin, die vielleicht doch nicht so harmlos zu sein scheint… Da gab es Szenen, die witzig waren und solche, die mich wirklich berührt haben. Ich mag diese Ambivalenz im Spiel. Ich hatte tolle Kollegen und Regisseure an meiner Seite, die mir bei dieser Aufgabe, sowie auch bei den anderen Krimigeschichten mit Rat und Tat zur Seite standen. Ich lerne bei jedem Dreh dazu.

Was großartig ist. Ein Polizeipraktikum habe ich nicht gemacht:-), ich lasse mich aber gerne von Schauspielkollegen inspirieren und nehme Tipps und Ratschläge dankend an.

Bei der letztendlichen Verkörperung der Rolle höre ich auch auf mich selbst und tue das, was aus mir rauskommt, was mir entspricht und ich arbeite mit dem, was ich als Schauspielerin mitbringe.

Die Redaktion: Sie sind in diesem Jahr noch bei der NDR-Comedy Serie „Jennifer – Sehnsucht nach was Besseres“ zu sehen. So ein Wechsel, von Humor zu ernsthaften Rollen ist doch schwierig. Was liegt Ihnen dabei mehr, das Ernste oder das Humorvolle?

Katrin Ingendoh: Genau, in der Serie spiele ich die „Jennifer“, eine Friseurin aus einem Hamburger Vorort, die von der großen Karriere und der weiten Welt träumt (dafür durfte ich wirklich ein paar Tage beim Friseur ‚mitarbeiten‘ und Kunden die Haare waschen). Die Serie lebt vom nordischen Humor, welcher ja bekannt ist für seine unschlagbare Trockenheit.

Das ist sehr schön zu spielen, da jeder Charakter in dieser Serie seine urkomischen Anliegen und Belange mit fester Überzeugung und Selbstverständlichkeit vertritt. So entstehen irrwitzige Situationen und Szenen. Für mich ist es herrlich im Fach Komik / Comedy zu arbeiten, weil es mir – ich glaub, das darf ich jetzt einfach mal so sagen – liegt.

Es fällt mir nicht schwer und ich liebe es, ein Gespür fürs Timing zu entwickeln. Im Idealfall ist es ein Ping-Pong-Spiel mit den Kollegen, was einfach nur bereichernd ist und auch mit Klaas Heufer-Umlauf, der neu in der Serie dazustößt, super geklappt hat. Der Wechsel zwischen ernsten und komischen Rollen ist für mich genau das, was Schauspielerei ausmacht.

Wandelbarkeit. Verschiedene Seiten in und an sich finden und die Chance zu bekommen, sie zu zeigen und in unterschiedlichen Rollen zu leben – das ist für mich ein großer Reiz an diesem Beruf.

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Die Redaktion: Wie kommt man eigentlich dazu, Schauspielerin zu werden? Gab es ein Schlüsselereignis, was dazu führte, Schauspielerin zu werden?

Katrin Ingendoh: Kein Schlüsselerlebnis. Es war mir – ungelogen – schon immer klar. Es gab nie einen Plan B. Das heißt nicht, dass ich keine anderen Interessen hatte oder habe, aber bei der Entscheidung, sein Leben lang sein Geld mit etwas verdienen zu können, was man im besten Fall sehr gern macht…da gab es gar keine Frage.

Es war meinem Umfeld auch schon immer klar, dass ich mal auf der Bühne oder vor der Kamera lande. Es gab nichts anderes für mich. Ich habe mit vier Jahren angefangen Ballettunterricht zu nehmen und stand so des Öfteren auf der Bühne, was mit gut gefiel. Hinzu kamen Hobbies, wie Theaterspielen, Jazzdance, Stepptanz, Moderndance, Gesangsunterricht…

All das war für mich schon zu diesem Zeitpunkt eine Vorbereitung auf meinen Beruf. Das war mir immer klar. Ich tue das, was ich liebe und das weiß ich sehr zu schätzen – jeden Tag!

Die Redaktion: Haben Sie den Schritt jemals bereut, Schauspielerin zu werden?

Katrin Ingendoh: Nein! Eigentlich habe ich dazu gar nicht mehr zu sagen, weil ich wirklich noch nie dachte, ‚hätte ich doch was anderes gelernt‘. Ich hoffe, das werde ich auch nie…

Die Redaktion: Viele denken bei dem Beruf Schauspielerin oder Schauspieler an Glitzer, Blitzlicht, Fans und Reporter, die sie belästigen. Ist dies wirklich so oder kann man als Schauspielerin oder Schauspieler auch ein ganz normales Leben führen, wie einkaufen gehen, joggen oder einfach mal ausgehen?

Katrin Ingendoh: Das mag bei Hollywoodstars oder Kollegen, die in jedem zweiten Film zu sehen sind, der Fall sein, wird es bestimmt auch, aber bei mir nicht. Da ich gerade erst anfange, mich durchs TV einem breiteren Publikum zu präsentieren, habe ich nach wie vor ein ganz normales Leben. Joggen gehe ich trotzdem nicht:-).

Die Redaktion: Was würden Sie gern mal als Schauspielerin spielen?

Katrin Ingendoh: Wie oben erwähnt, ist es toll, noch die Chance zu haben, verschiedene Facetten zu zeigen und nicht auf einen Charakter festgelegt zu sein. Das allein ist für mich schon toll. Aber natürlich gibt es kleine Träume, wie zum Beispiel mal in einem historischen Film mitzuwirken.

Sich nicht nur mit einem anderen Charakter sondern auch einer anderen Zeit auseinanderzusetzen, finde ich wahnsinnig spannend. Die 20er Jahre oder das 19. Jahrhundert finde ich sehr reizvoll. Davon abgesehen würde ich auch gern mal in einer Folge des „Tatortreinigers“ dabei sein:-).

Die Redaktion: Wir sind ja eigentlich ein Magazin, welches Kinderspiele und Spiele vorstellt, ohne dass wir dabei von Verlagen bezahlt werden, um unabhängig zu sein. Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt? Und was war da Ihr schönster Moment?

Katrin Ingendoh: Ja, ich habe viel mit meinen Eltern gespielt oder umgekehrt. Da es Dinge, wie Smartphones und Tablets noch nicht gab, war man sowieso sehr kreativ. Bei uns wurde immer viel gebastelt, klassische Brettspiele habe ich meist mit meiner Oma gespielt, die sie mir auch beibrachte. Ich weiß noch, dass ich „Das Spiel des Wissens“ immer geliebt habe.

Die Redaktion: Was wird bei Ihnen zu Hause gespielt?

Katrin Ingendoh: Eines meiner Lieblingsspiele ist „Dix it“. Da geht es darum, sich zu wunderschönen, kunstvoll und kreativ gestalteten Spielkarten Geschichten oder Titel auszudenken. Unglaublich witzig und auch poetisch. „Phase 10“ und „Uno“ sind auch ganz hoch im Kurs.

Die Redaktion: Spielen verbindet und macht bekanntlich viel Spaß. Spielen Sie auch mal mit Ihren Freunden?

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Katrin Ingendoh: Mittlerweile ist es bei mir in meinem Freundeskreis wieder sehr beliebt, einen Spieleabend zu machen. Ich schätze es sehr, beisammen zu sitzen und vertieft in das eine oder andere Spiel zu sein. Kann ich nur empfehlen!

Die Redaktion: Gibt es ein besonderes Spiel, was Sie mit Erinnerungen verbinden und immer wieder gerne spielen?

Katrin Ingendoh: „Uno“. Das habe ich schon als Kind gespielt und es passt eigentlich immer und überall!

Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer wäre es dann, der an Ihrem Tisch Platz nehmen darf?

Katrin Ingendoh: Ich würde sofort Marlene Dietrich aus der damaligen Zeit einladen. Ich glaube, ihre Berliner Seele und Humor würden sich mit meinem ganz gut verstehen.

Die Redaktion: Wenn Sie Spielererfinderin wären, was würden Sie erfinden wollen?

Katrin Ingendoh: Schwierige Frage…vielleicht ein Spiel, mit dem man durch die Zeit reisen könnte. Man müsste in verschiedenen Epochen Aufgaben lösen, um am Ende damit die Masterfrage zu beantworten… Ok…in der Tat etwas unrealistisch, aber eine spannende Vorstellung. Ansonsten vielleicht Pokemon Go ohne Handy:-)…

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Katrin Ingendoh: Zum einen freue ich mich auf viele, schöne, weitere interessante und spannende Rollen, zum anderen planen wir (Tine Wittler und meine Schauspielkollegin Friederike Pasch), mit unserer szenischen Lesung des von Tine Wittler geschriebenen Romans „Die Prinzessin und der Horst“ nächstes Jahr auf eine kleine Lese-Tour zu gehen! Kommt uns gern besuchen:-)!

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.