Sehr geehrter Herr Riccardo Simonetti,
Sie haben für den Animationsfilm „Die Unglaublichen 2“ die Synchronisation übernommen.
Die Redaktion: Wie wird man Synchronsprecher, ruft da einfach mal Disney an und sagt, dass man gebraucht wird? Oder muss man sich richtig bewerben? Wie funktioniert das?
Riccardo Simonetti: Ich arbeite schon sehr lange sehr eng mit Disney zusammen und ich habe den Wunsch oft geäußert, dass es eine gute Sache ist, die viel Spaß macht.
Als die Unglaublichen 2 rausgekommen ist, hat man einen Charakter gesehen, der zu meinem Charakter passt. Man hat gedacht, dass dies eine gute Gelegenheit ist, mich synchron sprechen zu lassen. Weil Elektrik, der Superheld, dem ich meine Stimme leihen darf, auch sehr modern ist, der digital ist, Blitze verschießen kann, elektrische Dinge auflädt und ein sehr exzentrisches Auftreten hat.
Und da dachte man sich, dass dies gut zu mir passen würde. So war es dann auch, und deswegen war es auch für mich ein riesen Kindheitstraum, der wahr geworden ist, diesem Charakter meine Stimme leihen zu dürfen. Und das ist, was ich schon immer machen wollte. Ich bin sehr dankbar für die Chance.
Die Redaktion: Dürfen Sie eigentlich kurz etwas zur Handlung sagen?
Riccardo Simonetti: Also der Film wird sehr modern sein. Er hat super viele feministische Aspekte. Sehr moderne Familienbilder. Er ist sehr gesellschaftskritisch. Und ich glaube, dass man sehr schnell vergisst, dass es ein Animationsfilm ist.
Man hat das Gefühl, das man in den Actionfilm reingesogen wird. Und man ist ganz verwundert, wenn man herauskommt und sagt, oh mein Gott, die Menschen sehen doch anders aus. Man hat echt das Gefühl, man taucht plötzlich ab. Das ist eine eigene Welt, die ich sehr spannend finde.
Die Redaktion: Können Sie den Film inhaltlich kurz beschreiben?
Riccardo Simonetti: Elastigirl wird zur neuen Superheldin, die von der ganzen Welt gefeiert wird. Was natürlich schwierig ist, da Superhelden immer noch illegal sind, in der Welt, in der sie sich bewegen. Sie muss das alles im Geheimen machen. Und es gibt einen neuen Bösewicht, der über eine sehr unerwartete Quelle kommt.
Und Besitz ergreift und dadurch vielleicht aus Freunden Feinde macht. Man wird am Ende des Films sehen, wer der Bösewicht ist. Und er ist in der echten Welt präsenter, als man denkt.
Die Redaktion: Wie viel von Ihnen selber steckt in der Animationsfigur?
Riccardo Simonetti: Er ist schon sehr exzentrisch, womit ich mich gut identifizieren konnte. Er ist sehr selbstbewusst, was auch auf mich zutrifft, deshalb habe ich ihn auch gesprochen. Er ist nicht tollpatschig, aber ihm werden oft Schmerzen zugefügt.
Für mich war es einfach, in die Rolle einzufühlen, da ich im wirklichen Leben auch etwas tollpatschig bin, da ich mich oft angehauen oder irgendwelche Elektroschocks bekommen habe und deswegen wird man sehen, dass ich das im Film auch unter Beweis stellen darf.
Die Redaktion: Wie bereitet man sich auf solch eine Rolle überhaupt vor?
Riccardo Simonetti: Ich habe sehr viel Zeit mit Synchronsprechern verbracht, die mir auch Tipps gegeben haben, wie ich auf was achten soll, was ich essen soll, was ich trinken soll. Worauf ich achten soll, wenn ich im Synchronstudio bin.
Dass man nicht die Arme heben soll, wenn man synchronisiert. Das würde man dann bei den Aufnahmen hören. Das war alles sehr lehrreich.
Die Redaktion: Wie unterscheidet sich arbeitsmäßig der Job als Synchronsprecher von dem als reiner Schauspieler? Was ist die größere Herausforderung?
Riccardo Simonetti: Ich glaube, dass man als Schauspieler man seinen ganzen Körper einsetzen darf, um Stimmen zu erzeugen. Das ist natürlich viel leichter. Wenn man umfällt, macht die Stimme automatisch das Geräusch. Wenn man im Synchronstudio steht, muss man erstarren und von innen das Geräusch erzeugen.
Das ist sehr viel anspruchsvoller, als man denkt. Hut ab vor diejenigen, die das jeden Tag machen. Weil das viel Arbeit ist. Ich hatte danach auch Muskelkater, weil mein ganzer Körper unter Anspannung stand. Ich weiß nicht, ob das für meinen Einsatz oder gegen meine Muskeln spricht.
Die Redaktion: Wir sind ein Kinderspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?
Riccardo Simonetti: Also meine Mama war gezwungen mit mir zu spielen, weil ich einfach ständig an ihr hing. Ich habe gern sehr viel gezeichnet.
Wenn es um Spiele ging, habe ich natürlich klassisch Brettspiele gespielt, also Mensch Ärger dich nicht, Monopoly, Memory, irgendwie Uno war immer mit dabei und da haben alle auch mitgespielt, weil es jeder gern gespielt hat. Deswegen war es immer oben dabei gewesen.
Meine Mama hat auch sehr häufig in meine Welt mittauchen müssen, war dann plötzlich ein Wolf oder ein Bär oder das, was ich gern wollte. Ich war schon immer ein wenig theatralisch und habe mein ganzes Umfeld gezwungen, sich dem anzupassen.
Die Redaktion: Was war Ihnen dabei wichtig, wenn Sie mit Ihren Eltern oder Geschwistern gespielt haben?
Riccardo Simonetti: Dass ich ernst genommen wurde. Ich glaube, wenn ich eine Welt erschaffen habe, in die sich meine Familie spielerisch reinbegeben musste, hat von Anfang bis Ende alles gestimmt.
Wir waren kleine Wölfe, ich hatte ein richtiges Wolfshaus aufgebaut, Laken und Kissen benutzt, um irgendwelche Landschaften zu gestalten. Und ich war irgendwie Perfektionist.
Ich war ein Junge, der mit beidem gespielt hat, Autos und auch Barbie. Die Handlungen waren sehr filmorientiert. Da wurde nichts dem Zufall überlassen. Wenn die Puppe heute so hieß, konnten sie nicht morgen anders heißen. Ich hatte das sehr ernst genommen. Ich konnte mich damit stundenlang beschäftigen.
Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?
Riccardo Simonetti: Ich würde Marilyn Monroe einladen, weil ich von Hause aus von ihr besessen bin, und ich das Gefühl habe, dass sie der Proto-Typ des modernen Superstars ist. Britney Jean Spears, weil ich die tatsächlich noch nie getroffen habe und toll finde.
Und Paris Hilton, weil ich die schon einmal getroffen habe und ich sie sehr amüsant finde und ich glaube, dass sich alle drei sehr gut verstehen würden.
Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten? Und was spielen Sie heute mit Ihren Freunden?
Riccardo Simonetti: Mit meinen Freunden spiele ich oft Gesellschaftsspiele, wie Activity und auch Spiele, wo man sich gern einmal zum Affen macht. Ich spiele auch ein Spiel, wo man eine Mundklemme nutzt, muss damit Begriffe beschreiben. Da sieht man ganz hässlich aus, aber macht viel Spaß. So was spiele ich gerne.
Redaktion: Schummeln Sie auch gern mal im Spiel?
Riccardo Simonetti: Nur wenn ich nicht gewinne.
Die Redaktion: Könnten Sie sich vorstellen, auch selber mal ein Spiel zu erfinden?
Riccardo Simonetti: Ja, warum nicht, ich glaube es ist schon ganz witzig. Es kann auch digitales Spiel sein, wo man in eine Rolle schlüpfen kann. Das haben schon viele gemacht. Das wäre aber etwas, worüber ich mal nachdenken würde.
Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?
Riccardo Simonetti: Wenn ich Menschen auf allen Kanälen unterhalten darf, wo ich unterwegs bin, sei es Fernsehen, Print, Internet, bin ich wahrscheinlich der glücklichste Mensch der Welt. An dieser bescheidenen Aufgabe arbeite ich.
Kinostart 27.09.2018
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