Gewaltvideos, Hasskommentare und mangelnde Privatsphäre – bei YouTube gibt es für Heranwachsende ernstzunehmende Risiken.
Zwar ist die Plattform erst für Jugendliche ab 16 Jahren erlaubt, die Beliebtheit von YouTube ist jedoch auch bei Jüngeren groß. Der Medienratgeber „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ empfiehlt Eltern, altersgerechte Inhalte auszuwählen und Jugendschutzeinstellungen zu aktivieren.
Mit Jugendlichen ist der Austausch über das Gesehene wichtig, um über mögliche Risiken ins Gespräch zu kommen.
Ob Comedy-Clips, Let’s Plays oder Alltagstipps – nach dem Fernsehprogramm ist YouTube der wichtigste Bewegtbildkanal für Kinder. 54 Prozent der Zehn- bis 13-Jährigen schauen laut aktueller KIM-Studie 2018 mindestens einmal pro Woche YouTube-Videos.
Laut AGB der Plattform benötigen unter 18-Jährige eigentlich das Einverständnis ihrer Eltern, das holt der Dienst jedoch nicht explizit ein. „YouTube gibt die Verantwortung für den Schutz junger NutzerInnen zum größten Teil an die Eltern ab“, kritisiert SCHAU HIN!-Mediencoach Iren Schulz.
YouTube mit Risiken
Viele Videos auf YouTube sind für Kinder überhaupt nicht geeignet. Gewalthaltige Szenen und pornografische Inhalte verstören Kinder und machen ihnen Angst.
Wissens- und Nachrichtenformate für Erwachsene oder Comedy-Videos sind nicht altersgerecht aufbereitet und Kinder verstehen nicht, worum es geht. In den Kommentaren lesen Kinder Beleidigungen und Drohungen. Schulz: „Eltern stehen demnach allein vor der Herausforderung, ihre Kinder vor solchen Inhalten zu schützen.“
Mehr Sicherheit ist möglich
Bei jüngeren Kindern sind Eltern am besten mit dabei, wenn sie Videos auf YouTube schauen. Das Angebot YouTube Kids gibt Vor- und GrundschülerInnen zwar mehr Sicherheit. Hier werden die Videos gefiltert, bevor sie in der App erscheinen. Doch auch dieses vermeintlich kindgerechte Angebot hat seine Tücken und Lücken.
„Einen absoluten Schutz vor ungeeigneten Videos garantiert YouTube Kids auch nicht“, sagt Mediencoach Iren Schulz. „Kein Algorithmus ersetzt die elterliche Aufmerksamkeit.“ In der Vergangenheit waren Verschwörungstheorien und manipulierte Kinderserien, in die verstörende Szenen eingebaut wurden, trotz Filter in die App gelangt.
Wenn Heranwachsende YouTube selbstständiger nutzen, kann der „Eingeschränkte Modus“ helfen, nicht jugendfreie Inhalte auszublenden. Für Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahre können Eltern über „Google Family Link“ ein Kinderkonto bei YouTube anlegen.
Besonders wichtig ist es aber, mit Jugendlichen zu sprechen: „Die YouTube-Welt mit ihren eigenen Stars und Trends ist für viele Erwachsene oft kaum nachvollziehbar“, sagt Schulz. „Wenn Eltern ihre Kinder zeitweise in diese Welt begleiten, Interesse für deren Lieblingsvideos zeigen und sich erklären lassen, was Heranwachsende an YouTuberInnen so fasziniert, entstehen Verständnis und Vertrauen.“
Auf dieser Basis entsteht leichter ein Gespräch darüber, welche Videos für das Kind geeignet sind und wie Jugendliche auf ungeeignete Inhalte reagieren können, indem sie zum Beispiel unangemessene Beiträge oder belästigende NutzerInnen melden.