Das Spielen mit Puppen regt Kinder dazu an, über die Gedanken und Gefühle anderer zu sprechen

Bild Mattel

Das Spielen mit Puppen löst bei Kindern so viel mehr als nur Begeisterung und Spaß aus: Neurowissenschaftler*innen der renommierten Universität Cardiff fanden nun heraus, dass Kinder vermehrt über die Gedanken und Gefühle anderer sprechen, auch, wenn sie allein mit Puppen spielen.

Diese neuesten Erkenntnisse sind Teil einer mehrjährigen Forschungsreihe, die die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Puppenspiels auf die kindliche Entwicklung untersucht.

Das Sprechen über den inneren Zustand anderer ermöglicht es Kindern, soziale Fähigkeiten zu üben, die sie bei der Interaktion mit Menschen in der realen Welt nutzen können. Dieses Konzept – auch als „Internal State Language“ (ISL) bekannt – kann sich positiv auf die emotionale Entwicklung von Kindern auswirken.

„Wenn Kinder imaginäre Welten erschaffen und Rollenspiele mit Puppen vollführen, kommunizieren sie zunächst laut und verinnerlichen schließlich die Botschaft über die Gedanken, Emotionen und Gefühle anderer“, so die Forscherin Dr. Sarah Gerson von der Universität Cardiff.

„Dies kann sich langfristig positiv auf die Kinder auswirken, weil es beispielsweise die soziale und emotionale Entwicklung fördert.“

Die Forscher*innen beobachteten die Kinder*, wenn sie so sprachen, als hätten ihre Puppen Gedanken und Gefühle. Dabei stellten sie eine erhöhte Aktivität im Großhirn, genauer gesagt im hinteren Sulcus temporalis superior (STS), fest.

Diese Region ist stark an der Entwicklung sozialer und emotionaler Verarbeitungsfähigkeiten beteiligt. Die neuen Ergebnisse untermauern außerdem frühere Erkenntnisse: 2020 fanden die Neurowissenschaftler*innen heraus, dass Kinder durch das Puppenspiel stärker ihre sozialen Fähigkeiten, wie etwa Empathie, aufbauen und festigen können – im Vergleich beim Spiel mit einem Tablet.

In der Studie wurde modernste Nahinfrarotspektroskopie eingesetzt, um die Aktivierung des Gehirns zu untersuchen. Dabei spielten die Kinder mit Puppen und Tablets – sowohl allein als auch mit einer anderen Person. Die Forscher*innen beobachteten, dass das Spielen mit Puppen die Kinder mehr über Gedanken und Gefühle anderer sprechen ließ als das Spielen mit dem Tablet. Zudem wurde dadurch der STS stärker aktiviert.

„Das Sprechen über das innere Befinden kann darauf hinweisen, dass ein Kind über die Gedanken und Gefühle anderer Menschen nachdenkt, während es mit Puppen spielt“, so Dr. Sarah Gerson. „Diese Fähigkeiten sind sehr wichtig, um mit anderen Menschen zu interagieren, von ihnen zu lernen und sich in einer Vielzahl von sozialen Situationen zurechtzufinden. Sie sind außerdem für den Aufbau und die Pflege von Freundschaften wichtig und auch dafür, wie Kinder von ihren Lehrer*innen und Eltern lernen.“

Gerade in der aktuellen Lage kann das Spielen mit Puppen wichtige Lücken schließen

Im Jahr 2020 gab Barbie eine weltweite Umfrage** in Auftrag, aus der hervorging, dass 91 Prozent der Eltern Empathie als eine der wichtigsten sozialen Fähigkeiten einstuften, die ihr Kind entwickeln sollte. Nur 26 Prozent wussten jedoch, dass das Spiel mit Puppen ihrem Kind bei der Entwicklung dieser wichtigen Fähigkeit helfen kann. Eltern und Betreuer*innen haben sich während der Pandemie auch zunehmend Sorgen um die Entwicklung ihrer Kinder gemacht.

61 Prozent der Eltern gaben an, dass die sozial-emotionale Entwicklung ihres Kindes durch die Pandemie negativ beeinflusst wurde.*** Denn die kognitive und soziale Stimulation außerhalb der eigenen vier Wände ist in dieser Zeit eingeschränkt. Die Forschungsergebnisse zeigen nun aber, dass das Spiel mit Puppen Kindern die Möglichkeit bietet, Szenen und Interaktionen aus ihrem täglichen Leben nachzuahmen. Sie imitieren, was sie sehen, was ihre Eltern, Lehrer*innen oder Gleichaltrige sagen und tun.

Die Untersuchung deutet auch darauf hin, dass diese Ergebnisse geschlechtsunabhängig sind, was die umfassende Bedeutung des Puppenspiels für das Üben sozialer Fähigkeiten offenbart.

Langfristige Partnerschaft zwischen der Universität von Cardiff und Barbie

„Wir sind stolz, dass Kinder wichtige soziale Fähigkeiten wie Empathie entwickeln, wenn sie mit Puppen wie Barbie Geschichten nachspielen. Diese Fähigkeiten geben ihnen das Rüstzeug für ein selbstbewusstes und integratives Leben“, sagt Anne Polsak, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Mattel. „Als marktführender Puppenhersteller freuen wir uns, durch unsere langfristige Partnerschaft mit der Universität Cardiff noch mehr neurowissenschaftlich fundierte Vorteile des Puppenspiels aufzudecken.“

Die Ergebnisse des zweiten Forschungsjahres wurden 2021 unter dem Titel Doll play prompts social thinking and social talking: Representations of internal state language in the brain im Fachmagazin Developmental Science veröffentlicht. Herausgeber*innen sind Dr. Sarah Gerson und ihr Team der Universität Cardiff (Abteilung Human Development Science) sowie Kolleg*innen des Kings College London.

Im Herbst 2020 stellte die Universität Cardiff gemeinsam mit Barbie die Ergebnisse des ersten Teils der Studie „Exploring the Benefits of Doll Play through Neuroscience“ (Erforschung der Vorteile des Puppenspiels durch neurowissenschaftliche Forschungen) vor, die in der Zeitschrift Frontiers in Human Neuroscience veröffentlicht wurden.

Weitere Informationen zu den Ergebnissen des ersten Jahres finden Sie hier. In der mehrjährigen Forschungsarbeit werden die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Puppenspiels auf die Entwicklung untersucht. Bis 2024 sollen noch weitere Forschungsphasen durchgeführt werden.

Eltern und Betreuer*innen können https://www.barbie.com/de-de/benefitsofdollplay besuchen, um mehr über die Forschung zu erfahren und auf weiteres Informationsmaterial zuzugreifen.

* Die Studie wurde von Barbie in Auftrag gegeben und mit 33 Jungen und Mädchen im Alter von 4 bis 8 Jahren durchgeführt.

** Umfrage von OnePoll im Juli 2020 in 22 verschiedenen Ländern, bei der 15.000 Eltern von Kindern im Alter von 3 bis 10 Jahren befragt wurden.

***Laut Harvard’s Saul Zaentz Early Education Initiative’s Early Learning Study (Juli 2021)

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