Vielleicht laden Herbstregen und Ferienzeit auch Ihre Kinder dazu ein, sich in spannenden Online-Abenteuerwelten umzuschauen. Damit Sie mit Ihrer Familie hier keine unliebsamen Überraschungen erleben, habe ich mich noch einmal mit dem Phänomen der In-Game-Käufe in digitalen Spielen beschäftigt.
Von „Lootboxen“ haben Sie vielleicht schon einmal gehört. Diese sind immer wieder in der Diskussion, wenn es um junge Gamerinnen und Gamer geht, weil sie häufig so geschickt ins Spielgeschehen eingewoben sind, dass deren kostspielige Tücken kaum zu durchschauen sind. Lootboxen (deutsch: „Beutekisten“) nutzen den gleichen Anreiz, den wir von Sammelbildern, Überraschungseiern oder Loskäufen kennen: die Hoffnung auf einen Zufallstreffer zwischen lauter Nieten.
Mit Glück warten hilfreiche, virtuelle Gegenstände in den Überraschungskisten, die im Spiel einen Vorteil bringen. Nicht nur Kinder verknüpfen damit die Hoffnung, im Spielgeschehen erfolgreicher zu sein.
Bezahlt werden die Lootboxen mit Kleinstbeträgen, die unkompliziert mit nur wenigen Klicks innerhalb der Spiele-App getätigt werden. Das Prinzip solcher „Mikrotransaktionen“ gilt nicht nur für Lootboxen, sondern auch für andere kostenpflichtige Spielmechanismen, beispielsweise um bei Candy Crush Wartezeiten zu verkürzen, bei Fortnite begehrte Hilfsmittel zu erstehen oder sich bei FIFA ein Traumteam zusammenzustellen.
Die Mikrotransaktionen können im Spielverlauf unbemerkt zu großen Summen anwachsen. Häufig wird echtes Geld in Spielwährung eingetauscht und der Überblick für tatsächliche Kosten geht so verloren.
Junge Spielerinnen und Spieler sind aufgrund ihrer Entwicklung noch ungeübt darin, den bewusst gesetzten Kaufanreizen zu widerstehen, versteckte Kosten zu erkennen und Beträge im Blick zu behalten. Schnell entstehen daraus Streit und Enttäuschung bei Eltern sowie Kindern und Hilflosigkeit bei Jugendlichen. Besonders dann, wenn vorab keine Vereinbarungen für Spielbudgets getroffen wurden.
Es empfiehlt sich also für Eltern und Kinder, vor der Nutzung digitaler Spiele genau hinzuschauen, auf welche „Spielregeln“ sie sich einlassen. Immerhin ist der Gewinnzuwachs der Games-Branche aus dem Bereich der Mikrotransaktion beachtlich, Taschengeld- und Familienbudgets hingegen sind nicht unendlich belastbar.
Schützen können wir unsere Kinder zum einen, wenn wir uns bei der Auswahl von digitalen Spielen an den gesetzlichen Altersfreigaben (USK) orientieren und zudem pädagogische Altersempfehlungen hinzuziehen, zum Beispiel vom Spieleratgeber NRW oder von spielbar. Außerdem ist es wichtig, Schutzeinstellungen an Geräten zu nutzen, um nur altersgerechte Spiele zugänglich zu machen und In-App-Käufe für Jüngere mit einem Passwort zu sichern.
Die Neuregelung des Kinder- und Jugendschutzgesetzes sieht vor, dass die Prüfprozesse der USK angepasst und für Eltern klar erkennbare Hinweise auf Kontaktrisiken und Kostenfallen in Games eingeführt werden. Ab Januar 2023 wird diese Vorgabe voraussichtlich umgesetzt.
Bleiben Sie also am Ball, wenn es darum geht, sich ein Bild über die Spielvorlieben Ihres Kindes zu machen und schauen Sie gemeinsam hin, wo sich Tücken verstecken können. Außerdem können Sie miteinander trainieren, wie Sie ständigen Verlockungen – nicht nur in der digitalen Welt – widerstehen und wann Sie überzeugt „Nein“ sagen.