Sehr geehrter Herr Johan Palmber,
Ihr Vater hat Astrid Lindgren dazu inspiriert, die Michel-Geschichten zu schreiben. Ist das etwas Besonderes für Sie oder ist das in gewisser Weise „normal“ in der Familie Lindgren?
JOHAN PALMBERG: Ich glaube nicht, dass ich diese Geschichte wirklich kannte, als ich als Kind die Bücher las und hörte. Erst als ich im Unternehmen anfing, bemerkte ich die Widmung an ihn auf der Titelseite aller verschiedenen Ausgaben aus aller Welt.
Das hat natürlich Spaß gemacht, aber ich denke, Sie haben Recht, dass es sich seltsamerweise irgendwie normal anfühlt. Oder zumindest überschattet die Verwandtschaft mit Astrid irgendwie den Beitrag meines Vaters.
Was ist Ihre Lieblingsgeschichte von Michel und warum?
JOHAN PALMBERG: Die Wintergeschichten haben mich schon immer sehr angesprochen. Die „Armenspeisung“ habe ich besonders geliebt als ich klein war. Es ist eine großartige Geschichte über Gerechtigkeit. Und ich war sehr fasziniert von der Liste der Weihnachtsgerichte und als Folge davon immer ein bisschen enttäuscht von unseren Weihnachtsgerichten.
Heutzutage denke ich, dass mein Favorit die allerletzte Geschichte ist, wo Michel Alfred rettet, indem er ihn durch den Schneesturm zum Arzt schleppt. Die Szenen im Schnee sind so herzzerreißend und es ist wirklich schön, dass Michel am Ende die Wertschätzung bekommt, die er verdient.
Warum sind die Michel-Geschichten bis heute so beliebt?
JOHAN PALMBERG: Nun, der Hauptgrund ist, dass sie so gut sind! Katthult ist eine der besten Kulissen von Astrid, mit einer wirklich liebenswerten und lustigen Besetzung von Charakteren.
Ich denke, sie sprechen auch alle Kinder da draußen an, die ziemlich Michelartig sind, weil die Bücher ein Verständnis dafür zeigen, warum Unheil passiert, und sie sind immer auf der Seite der Unheilstifter.
Warum ist Unfug gut?
JOHAN PALMBERG: Als Astrid gefragt wurde, ob sie eine Botschaft in ihren Büchern habe, antwortete sie: „Ich habe keine Botschaft. Aber ich möchte eine allgemeine Toleranz gegenüber menschlichem Wahnsinn verbreiten.“ Ich denke, das beantwortet etwas Ihre Frage.
Dinge außerhalb der Norm zu tun, schafft Wunder auf der Welt. Michels Unfug entsteht nie aus Bosheit, sondern eher durch seine hilfsbereite und neugierige Art.
Auch wenn die Ergebnisse seiner Taten vielleicht nicht genau das sind, was seine Eltern sich gewünscht hätten, sollte seine Art, der Welt zu begegnen, gefeiert werden. Denn für jede zerbrochene Suppenschüssel wird auch ein Alfred gerettet oder ein Bettler mit dem Fest seines Lebens beschenkt.
Was können wir von Michel lernen?
JOHAN PALMBERG: Dass Unfug tatsächlich gut ist!
Alles über Michel auf der Oetinger-Webseite: https://www.oetinger.de/michel-aus-loenneberga