Heless: 75 Jahre female Leadership

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Seit 75 Jahren bringt das Schwetzinger Familienunternehmen Heless mit seinen Spielwaren Kinderaugen auf der ganzen Welt zum Leuchten. Von Spanien über Slowenien bis Südafrika wird mit Puppenkleidung, Puppenzubehör, Weichpuppen und Teddys aus Schwetzingen gespielt.

Von den Trümmern des Krieges zu fantasievollen Einhorn-Kleidchen: Die Gründungsgeschichte von Heless

In den Wirren der Nachkriegszeit, als Deutschland sich langsam aus den Trümmern hob und der Wirtschaftsaufbau in vollem Gange war, wagte die 21-jährige Helga Moll einen mutigen Schritt: Im Jahr 1949, einer Ära des Neubeginns und der Hoffnung, gründete sie die Firma Heless, benannt nach einer kreativen Kombination aus ihrem damaligen Mädchennamen Helga Hess. Doch der Weg zur offiziellen Gründung ihres Unternehmens war alles andere als einfach und begann bereits Jahre vorher.

Nach der entschädigungslosen Enteignung der elterlichen Gummiwarenfabrik bei Dresden durch das DDR-Regime, sah sich die Unternehmerfamilie 1946 zur Flucht in den Westen Deutschlands gezwungen, nur mit dem Nötigsten im Gepäck. In der Nähe von Heidelberg fand die Familie nicht nur eine neue Heimat, sondern auch als Geflüchtete lokale Unterstützung.

Helga Moll, geprägt von Entbehrungen und den Strapazen des Kriegs, ließ sich jedoch nicht entmutigen. Stattdessen schöpfte sie aus ihrem unermüdlichen Fleiß, ihrer Leidenschaft und einem unerschütterlichen Tatendrang die Kraft, ihren Traum von einem neuen Unternehmen zu verwirklichen.

Ein Lehrer hatte ihr damals im Gymnasium den findigen Ratschlag gegeben, man solle Produkte entwickeln, deren Produktion zu Kriegszeiten eingeschränkt wurde, und so fiel ihre Entscheidung auf Kinderspielzeug.

Das notwendige Startkapital erarbeitete sich Helga Moll auf außergewöhnliche Weise: Ihre Boxerhündin, die ihr bereits zu Kriegszeiten treue Dienste als Schutzhündin geleistet hatte, ließ sie decken und verkaufte die reinrassigen Welpen für insgesamt 1.000 DM an in der Rhein-Neckar-Region stationierte Amerikaner, was für damalige Verhältnisse eine beachtliche Summe war.

So konnte Sie am 1. März 1949, ihrem 21. Geburtstag und somit dem Erreichen der Volljährigkeit, ihre Firma Heless im Handelsregister anmelden.

Mit ihrem Wissen aus der Gummiproduktion und Liebe zum Detail entwickelte sie ihre ersten Produkte: Puppenschnuller, Puppenrasseln und Puppenfläschchen. Der entscheidende Durchbruch gelang ihr ein Jahr später 1950 auf der ersten Nürnberger Spielwarenmesse: Als jüngste Ausstellerin präsentierte sie dort auf wenigen Quadratmetern ihre kleine Kollektion, die großen Zuspruch fand, und kehrte so mit einem prallen Auftragsbuch zurück.

Seitdem hat sich Heless einen festen Namen in der Branche erarbeitet und ist insbesondere auf der Nürnberger Spielwarenmesse nicht mehr wegzudenken.

Drei Generationen Frauen – Jede mit ihren Herausforderungen und einzigartiger Handschrift im Wandel der Zeit

Im Jahr 1981 erhielt Heless frischen Schwung, als Beate Becker, die Tochter von Helga Moll, nach ihrem Studium an der Universität Mannheim dem Unternehmen beitrat. Dies war die Pionierzeit der IT, und so veranlasste die junge Nachfolgerin selbstverständlich den Einzug neuer Computer und aufwendiger Software-Programme – heute Stand der Technik, in den 80er Jahren eine Revolution!

Nebst dem fortschreitenden IT-Wandel, gelang es der Firma, das Sortiment nicht nur zu bewahren, sondern es vielfältig und innovativ zu erweitern: Beate Beckers ungebrochene Kreativität führte zu einer signifikanten Erweiterung des Sortiments, das sich ursprünglich auf Puppenzubehör wie Nachttöpfe, Badewannen und Rollenspielzeug konzentrierte.

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Durch die Schaffung vielfältiger Puppenspielwelten ermöglichte sie, dass Puppeneltern ganzjährig Freude und Abenteuer erleben – beispielsweise im Sommer mit Puppen-Liegestühlen und im Winter mit Puppen-Schlitten. Diese Erweiterung wurde 2005 mit dem Launch einer modischen Bekleidungskollektion für Puppen weiter verstärkt.

Diese Expansion erweiterte nicht nur das Produktportfolio von Heless, sondern positionierte das Unternehmen als Trendsetter im Bereich des kreativen und qualitativ hochwertigen Spielzeugs.

Seit dem Jahr 2015 führt Susanna Becker zusammen mit Ihrere Mutter, Beate Becker, die Firma in der dritten Generation fort. Unter ihrer Leitung wurden weitere Trendthemen wie fabelhafte Einhörner aufgegriffen, ein Generationenwechsel innerhalb des Teams erfolgreich gemeistert und kontinuierlich in IT-Themen investiert. Indem das Unternehmen mit dem Zeitgeist geht, erfuhr es nicht nur eine kontinuierliche Produktentwicklung, sondern auch eine signifikante strategische Neuausrichtung hin zur Nachhaltigkeit.

So wurde beispielsweise 2017 eine Fair Trade Puppenkollektion gelauncht und 2020 die Verpackung größtenteils plastikfrei gestaltet. Ein weiterer bedeutender Schritt in dieser nachhaltigen Ausrichtung war die Entwicklung und Vorstellung einer Puppenkleiderlinie aus 100 % Biobaumwolle auf der diesjährigen Nürnberger Spielwarenmesse.

Diese Innovation unterstreicht das Engagement von Heless für Umweltschutz und Nachhaltigkeit, indem gezeigt wird, wie traditionelles Spielzeug mit modernen, umweltfreundlichen Materialien neu interpretiert werden kann.

Qualität und Leidenschaft als Erfolgsrezept

Diese Neuerungen reflektieren ein wachsendes Bewusstsein unter den Verbrauchern, die immer mehr Wert auf langlebige, sichere und pädagogisch wertvolle Spielzeuge legen. Susanna Becker hebt hervor, dass sich die Kaufkriterien bei Spielzeugen von einem preisorientierten hin zu einem bewusstseinsorientierten Konsum verschoben haben.

Besonders in einer Zeit, in der elektronische Spielsachen und Medienkonsum immer mehr Raum im Leben der Kinder einnehmen, bietet Heless mit seinen Puppen und Puppenkleidern eine gleichwertige und wertvolle Alternative. Diese Produkte stehen somit nicht nur für Qualität und Nachhaltigkeit, sondern unterstützen maßgeblich die kindliche Entwicklung durch kreatives und imaginatives Spiel.

Diese drei Generationen von Frauen verbindet mehr als nur Blutsbande: Es ist ihre gemeinsame Leidenschaft und die Überzeugung, dass durch das Spiel die Entwicklung von Kindern auf vielfältige Weise unterstützt wird. Ihre Visionen haben das Unternehmen durch die Jahrzehnte getragen und es ermöglicht, sich immer wieder neu zu erfinden und es ist ihre Philosophie, dass sorgfältig gestaltetes Spielzeug eine Brücke bauen kann zwischen den Geschlechtern und Generationen und ein Fenster öffnet zu einer Welt der Kreativität, des Lernens und der Freude.

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.