Die Künstlerin und Illustratorin Giorgia Lancellotti spricht über das Universum, den Surrealismus und Schnellrestaurants. Außerdem verrät sie, welche Rolle ihre Katze bei der Arbeit an dem Puzzlemotiv Astrological Diner gespielt hat.
Redaktion: Giorgia Lancellotti, Ihre Illustration verbindet zwei sehr unterschiedliche Themen: Ein typisches amerikanisches Diner und Astrologie.
Wie passt beides zusammen?
Giorgia Lancellotti: Das zusammenzubringen, war wirklich herausfordernd. Aber es war auch eine Einladung, kreativ zu werden. In der Illustration nutze ich die Stilelemente der amerikanische Diner-Architektur, die klaren Formen, spiegelnden Flächen, das Neonlicht. An einem Tisch im Diner sitzen zwei Astronauten, darüber sieht man die Milchstraße und die Sternkreiszeichen.
Die Astronauten mit ihren Helmen stehen für die zwischenmenschliche Distanz, die wir oft wahrnehmen. Doch selbst an einem so anonymen Ort wie diesem Schnellrestaurant sind Magie und Liebe spürbar. Auch hier wartet das Schicksal und hilft uns über die Einsamkeit hinweg.
Redaktion: Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Astronauten und den Sternkreiszeichen über dem Dach des Diners?
Giorgia Lancellotti: Ja, die Sternkreiszeichen Schütze und Zwilling sind farblich hervorgehoben. Sie stehen für die Astronauten, die sich im Diner begegnen. Ich habe bewusst zwei einander gegenüberliegende und somit gegensätzliche Sternkreiszeichen gewählt. Damit will ich zeigen: Wenn man sich dem anderen öffnet, sich gegenseitig seine Wünsche und Träume offenbart, dann passen auch Gegensätze zusammen.
Redaktion: Spielt das Thema Astrologie in Ihrer künstlerischen Arbeit auch sonst eine Rolle?
Giorgia Lancellotti: Nicht so offensichtlich wie in Astrological Diner. Aber dieser Surrealismus ist in allen meinen Illustrationen anwesend. Vordergründig stelle ich die greifbare Realität dar. Aber darunter liegt etwas anderes verborgen: Ein Hinweis auf das Wesen der Dinge, ihre Schönheit und Magie.
Redaktion: Was war der erste Schritt, als Sie mit der Illustration begonnen haben?
Giorgia Lancellotti: Wenn ich an einer Illustration arbeite, steht am Anfang eine ausgiebige Recherche, diesmal zu Science-Fiction, Hyperrealismus und zu verschiedenen Künstlern. Die besten Ideen aus der Recherche versuche ich dann, zu Papier zu bringen. Ich beginne mit einer Skizze und arbeite diese am Computer weiter aus. 95 Prozent der Arbeit sind digital.
Redaktion: Sie spielen in Ihrer Illustration auch mit Referenzen an andere Künstler und Stile.
Die Darstellung des Diners erinnert an das Gemälde Nighthawks des amerikanischen Künstlers Edward Hopper aus den 1940er Jahren. Das Neonlicht, die klaren Formen – beides ist auch Teil meines künstlerischen Stils, der unter anderem von der Sprache der Pop-Art inspiriert ist.
Sie haben gedämpfte Farben gewählt, Rosa- und Lilatöne. Warum?
Giorgia Lancellotti: Das sind die Farben des Sonnenaufgangs und des Sonnenuntergangs. Die Szenerie hat etwas Nostalgisches: Etwas endet, aber es beginnt auch etwas Neues. Indem ich diese gedämpften Farben mit Neonfarben und diesem speziellen, kalten Licht kombiniere, entsteht die mystische Atmosphäre der Szenerie.
Redaktion: Gibt es ein Element, das Sie besonders mögen?
Giorgia Lancellotti: Die Katze unten im Bild ist mein liebstes Detail. Dazu hat mich meine eigene Katze inspiriert. Ich beobachte sie oft, wie sie einfach daliegt und ins Leere schaut.
Aber schaut sie tatsächlich ins Nichts? Vielleicht sieht sie auch etwas, das mir verborgen bleibt. Katzen können gleichzeitig verspielt und mystisch sein, das fasziniert mich an ihnen. In der Illustration ist die Katze magisch aufgeladen. Vor ihr sieht man einen Stern, der mit dem Stern oben im Bild korrespondiert und auf das Universum verweist.
Redaktion: Was war das Schwierigste an der Illustration?
Giorgia Lancellotti: Oft sind es Kleinigkeiten, die den Betrachtenden gar nicht sofort ins Auge fallen. Hier haben mir die verschiedenen Lichtquellen innerhalb und außerhalb des Diners einiges abverlangt. Teilweise überdecken sich die Lichtkegel; das darzustellen, war nicht so einfach.
Redaktion: Was hat Ihnen während der Arbeit am meisten Spaß gemacht?
Giorgia Lancellotti: Der schönste Moment ist immer, wenn ich merke: Nun ist die Illustration fertig, ich habe eine Form für meine Ideen gefunden.
Die verschiedenen Details, die Farben – alles passt zusammen und fügt sich zu einem Ganzen. Als ich Astrological Diner bei Ravensburger präsentiert habe, merkte sofort ich an der Reaktion: Meine Botschaft ist angekommen. Wenn es mir gelingt, meine Ideen in der Illustration so zum Ausdruck zu bringen, dass andere sie verstehen, ist das ein tolles Gefühl.
Projekte
Motiv „Astrological Diner“ von Giorgia Lancellotti
Giorgia Lancellotti lebt in Norditalien; sie ist Grafikdesignerin, Illustratorin und Künstlerin. Ihre Arbeiten sind von der Pop-Art und dem Surrealismus inspiriert. Für die Art & Soul Collection verbindet sie das kühle Neonlicht eines amerikanischen Diners mit den Weiten der Milchstraße. „Selbst an einem so anonymen Ort wie diesem Diner sind Magie und Liebe spürbar. Auch hier wartet das Schicksal und hilft uns über die Einsamkeit hinweg“, sagt die Künstlerin.
- Ravensburger Puzzle Art & Soul – Astrological Diner, 750 Teile, 16,99 Euro (UVP), ET März 2024
Zur Person
Giorgia Lancellotti wurde 1978 im norditalienischen Reggio Emilia geboren. Sie studierte Textilkunst und arbeitet heute als Grafikdesignerin, Illustratorin und Künstlerin. Ihre digitale Kunst ist vom Surrealismus und besonders von der Pop Art inspiriert, deren Figuren und Bilder sie in neue Zusammenhänge setzt. Giorgia Lancellotti lebt derzeit auf Capri.