Im Gespräch mit Herrn Schrag

Bild Fischertechnik

Sehr geehrter Herr Schrag,
Sie sind der Vertriebsleiter von fischertechnik. Und fischertechnik gibt es seit 1965. Wie stark hat sich die Marke in dieser Zeit gewandelt und was hat fischertechnik aktuell zu bieten? Geben Sie uns einen kurzen Überblick.

Herrn Schrag: Die fischertechnik DNA lautet „Technik spielend begreifen“ – dieser sind wir seit der Gründung von fischertechnik im Jahr 1965 treu geblieben.

Die Themen, die wir mit unseren Sets aufgreifen, sind jedoch immer aktuell und ändern sich ständig. Dabei lassen wir uns von Trends und Technologieentwicklungen inspirieren.

Wir haben Sets im Angebot, mit denen sowohl klassische Statik-Modelle wie auch Konstruktionsbaukästen zu den Themen Mechanik und Pneumatik gebaut werden können. Einen Schwerpunkt bilden unsere Baukästen zu Erneuerbaren Energien. Mit verschiedenen Konstruktionsbaukästen wie beispielsweise unserem Green Energy wollen wir Klima- und Umweltschutz spielerisch vermitteln.

Auch das Thema Robotik spielt eine große Rolle. Hier bieten wir eine ganze Reihe von Produkten, von Einsteiger-Sets über komplexe Programmieraufgaben.

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Für Industrie-Unternehmen und Universitäten bieten wir eine neue Fabriksimulationsanlage mit fahrerlosem Transportsystem und einem Qualitätssicherungsmodul, das mit der Funktion des maschinellen Lernens ausgestattet ist, einem Teilgebiet der Künstlichen Intelligenz.

Seit diesem Jahr haben wir neue Farben und Designs unserer Bausteine im Angebot, mit denen sich ganz neue Modellvarianten bauen lassen. Darüber hinaus haben wir seit einiger Zeit auch ein ft Design Studio im Portfolio, mit dem User online sämtliche Modelle bauen können, bevor sie ihre Konstruktionen in der haptischen Welt umsetzen.

Die Redaktion: Herr Schrag, Qualität und Sicherheit sind sehr wichtige Aspekte bei Spielzeug. Wie stellt fischertechnik sicher, dass diese hohen Standards in all Ihren Produkten eingehalten werden?

Herrn Schrag: Wir fertigen unsere Baukästen nach wie vor in Deutschland und können so hohe Qualitätsstandards gewährleisten. Wir sind nach der Spielzeugrichtlinie DIN EN 71 zertifiziert, die für Sicherheit von Spielwaren im europäischen Raum steht. Wir verfügen über ein sehr erfahrenes Entwicklungsteam, das alle sicherheitsrelevanten Aspekte stets im Blick hat.

Unsere Pädagogik-Konzepte werden im Team mit Pädagogen, Experten und Ingenieuren entwickelt. Darüber hinaus arbeiten wir mit renommierten Partnern zusammen wie mit dem World Robotik Cup, dem Institut für Künstliche Intelligenz in Karlsruhe oder dem Fraunhofer Institut.

Die Redaktion: Die Kinder und Jugendlichen von heute haben andere Anforderungen an Spielwaren wie noch vor einigen Jahren. Wie reagiert Ihr Unternehmen auf diese Herausforderungen?

Herrn Schrag: Hier wäre vor allem die Digitalisierung zu nennen, die den Spielwarenmarkt und auch unsere Produkte sehr verändert hat. Sie bietet uns viele Chancen, um die digitale und haptische Welt zu verbinden.

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Wir glauben aber, dass wir mit unseren Produkten dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche die Fähigkeiten erwerben, die sie für ihre spätere Berufsausübung benötigen. Weil dies weltweit auch viele Verantwortliche in Schule und Politik so sehen, sind wir mit unseren Programmier- und Robotik-Baukästen verstärkt im Schulmarkt vertreten.

Die Redaktion: Das heißt, Sie sind auch in der Schule präsent? Wie werden die fischertechnik Produkte dort eingesetzt?

Herrn Schrag: Der Bildungsmarkt ist für fischertechnik ein sehr wichtiger, weil die Sets so viel wertvolles Know-how und viele Fähigkeiten vermitteln.

Es wird damit nicht nur klar, wie eine Technologie funktioniert, wie zum Beispiel ein Wasserstoff-Auto oder eine Solarzelle, sondern auch, wie man zusammen agiert und Lösungen findet. So werden auch Fähigkeiten wie lösungsorientiertes Denken, Teamarbeit und Kreativität trainiert.

Unsere Sets sind ganz unterschiedlich konzipiert und entweder für das Konstruieren in Kleingruppen oder für ein Klassen-Projekt geeignet. Wir haben die Themen und Lösungen auf den Bildungsplan abgestimmt. Lehrkräfte, die fischertechnik im MINT Unterricht einsetzen, berichten von begeisterten Schülerinnen und Schülern.

Die Redaktion: Wie sieht es weltweit aus?

Herrn Schrag: Vor allem international ist STEM inklusive Robotics ein großes Thema im Bildungsbereich. In europäischen Ländern sowie in Fernost oder auch Südamerika wird seitens der Regierungen sehr viel in diese Richtung unternommen.

Die Redaktion: Wie gehen Sie mit dem Thema Programmierung um? Wie schaffen Sie es, Schülerinnen und Schüler für das Programmieren zu begeistern?

Herrn Schrag: Das schaffen wir durch niederschwellige und spielerische Ansätze, in denen die Modelle und Roboter selbst gebaut und anschließend programmiert werden. Unsere Programmiersprache ist kindgerecht gehalten. Wir arbeiten mit Blockly oder Scratch, die auf Python basieren, die universell nutzbare Programmiersprache .

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Die Redaktion: Inwieweit spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen für die Zukunft eine Rolle?

Herrn Schrag: Nachhaltigkeit ist für fischertechnik sehr wichtig. Unsere Bausteine habe eine extrem lange Haltbarkeit und verfügen über eine ausgezeichnete Qualität.

Unsere Baukästen sind fast sechzig Jahren auf dem Markt und verbinden seit jeher Generationen miteinander. Auch nachhaltige Themen wie regenerative Energien lassen sich damit erlernen. Wir haben vorletztes Jahr einen Baukasten auf den Markt gebracht, dessen Bausteine zu 60 Prozent aus Bio-Kunststoff besteht.

Wo dies möglich ist, stellen wir von Kunststoff auf Papier um.

Herr Marc Schrag/ Fischertechnik

Die Redaktion: Auf welche Neuheiten können sich die Kunden in nächster Zeit freuen?

Herrn Schrag: Seit wenigen Wochen ist unser neues Robotics Set Smart Robots Max am Markt. Seit Juli bieten wir unsere neuen Universal Kästen mit den neuen Designteilen und Farben an sowie unseren E-Tec für Elektronik- und Technikbegeisterte.

Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?

Herrn Schrag: Der Erfinder meines Lieblingsspiels Risiko, Albert Lamorisse, dürfte sicher nicht an meinem Tisch fehlen.

Die Redaktion: Was schätzen Sie am gemeinsamen Spiel?

Herrn Schrag: Spielen bringt Menschen zusammen. Die Zeit, die man gemeinsam verbringt, ist für mich die wichtigste Komponente dabei.

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.