Schauergeschichten vom Schwarzen Schiff

Bild Audiolino

Bereits mit dem ersten Band seiner Schauergeschichten konnte Priestley mich in den Bann seiner unheimlichen Fantasien ziehen. Obgleich die Kurzgeschichten sich vornehmlich an ein jüngeres Publikum richteten, verlor es auch für die älteren Zuschauer nicht an Reiz.

Die Aura des Gruselns erfasste das ganze Zimmer, als ich die CDs einlegte und mir die Geschichten zu später Stunde zu Gemüte führte. Unheimlich und faszinierend waren sie, vor allem aber weckten sie die Lust auf mehr…

Inhalt
An einer Meeresklippe gelegen liegt ein altes Wirtshaus. In längst vergangenen Tagen war es der Treffpunkt für Seemänner auf Landgang, jedoch sind diese Zeiten längst vorbei. Der einst so gastfreundliche Wirt wandelte sich zu einem jähzornigen, alkoholkranken seelischen Wrack. Seit seine Frau verstarb und ihn mit seinen zwei Kindern allein zurückließ, ersoff er seine Trauer in Hochprozentigem, seine Trauer und Verbitterung ließ er an den Gästen aus.

Eines Tages, als kein Seemann mehr den Weg zur Schenke fand und ein wütender Sturm tobte, erkrankten seine Kinder auf schier unerklärliche Weise. Ihr Gesundheitszustand war besorgniserregend, sodass er sich gezwungen sah, sein Heim zu verlassen und Hilfe zu holen. Er verbot den Kindern aufzustehen, sie sollten sich ausruhen und niemanden Einlass gewähren.

Kaum war der Vater verschwunden, verbesserte sich deren Befinden, als sie sich am Kamin wärmen wollten, verlangte ein seltsamer junger Seemann Einlass. Nur widerstrebend ließ der ältere der beiden Geschwister den Unbekannten herein, dieser revanchierte sich mit unheimlichen Seemannsgeschichten.

Dass in diesen Erzählungen mehr Wahrheit innewohnte als dem typischen Seemannsgarn, wird den Kindern erst gewahr, als sie einen Blick vor ihre Haustür riskierten und der Sturm vorüber gezogen ist…

Fazit

Zugegebenermaßen waren die Maßstäbe, anhand derer sich die Schauergeschichten zu messen hatten, sehr hoch angelegt. Der erste Band hatte den Hörer derart in den Bann des Grusels gezogen, dass ein noch besseres Ergebnis kaum vorstellbar war. Genau diese Befürchtung bewahrheitete sich diesmal, denn einen wirklichen Schauer konnten mir die meisten Geschichten nicht über den Rücken jagen. Onkel Montagues Erzählungen waren schlicht gruseliger.

Allerdings bedeutet dies nicht, dass die Kurzgeschichten schlecht wären oder eine mäßige Qualität aufweisen würden. Viel eher richteten diese sich, noch mehr als beim ersten Band, an Kinder und Jugendliche. Dementsprechend waren die Storys verhältnismäßig sanft und weich, für Ältere war der Gruselfaktor etwas zu niedrig angesetzt.

Dennoch, die Erzählweise ist nach wie vor atmosphärisch sehr dicht und mitreißend. Der Hörer fühlt sich reingezogen in die Welt der Dunkelheit, in den Bann des Unerklärlichen, aus der es kein Entrinnen gibt. Wortgewandt und unheimlich nah am Publikum gibt Priestley Geschichten zum Besten, die vor allem den Jüngeren das Fürchten lehren werden. Vor allem die tragische Pointe am Schluss hat es in sich, selbst ältere Zuhörer dürfte diese Wendung nicht unberührt lassen.

Eine besondere Stärke dieses Kleinods der Jugendliteratur ist der Sprecher Wanja Mues. Seine Interpretation der Geschichte verleiht den gruseligen Storys und schaurigen Protagonisten ein schaurig-schönes Eigenleben. Aus meiner Sicht eine großartige Besetzung!

Das Hörbuch bietet hervorragende Unterhaltung für Kinder und Jugendliche mit einem Faible für Schauergeschichten. Für Ältere ist das Hörbuch leider nicht wirklich zu empfehlen, es ist dann eher denjenigen ans Herz zu legen, die einen sanften Einstieg in die Welt des Grusels suchen. (S. Ziegler)

  • von Chris Priestley
  • gelesen von Wanja Mues
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