Nach vier Jahren verdeckter Ermittlungen zu Arbeitsrechtsverletzungen in chinesischen Spielzeugfabriken zieht der „Toys Report 2021“ Bilanz. Fazit: Trotz Verbesserungsmaßnahmen kommt es immer wieder zu massiven Arbeitsrechtsverletzungen in der Lieferkette großer Spielwarenhersteller, wie Mattel. Einen nachhaltigen Verbesserungsansatz liefert die „Fair Toys Organisation“.
Die Bilanz des „Toys Report 2021“ fällt düster aus. Die Nichtregierungsorganisation China Labor Watch (CLW) hat auf Basis früherer Untersuchungen die Entwicklungen in der Spielzeugproduktion, am Fallbeispiel des Spielzeugherstellers Mattel, analysiert. Das Ergebnis: „Beunruhigend“, so CIR-Referentin für faires Spielzeug, Anna Backmann.
„Die Arbeitsbedingungen in der Spielwarenbranche haben sich in den vergangenen Jahren kaum verbessert.“ So entsprechen Löhne, Urlaubstage und Arbeitsverträge zunächst zwar geltendem Recht. Allerdings ist der Mindestlohn zu gering angesetzt und die Arbeitsverhältnisse prekär. Hinzu kommen zwangsarbeitsähnliche Anstellungsverhältnisse, Diskriminierung oder sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.
Fehlende Gewerkschaften oder Beschwerdemechanismen führen dazu, dass Arbeiter*innen sich nicht selbst gegen Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen verteidigen können.
Überstunden bis zum Umfallen
Am Fallbeispiel Mattel zeigt sich, dass bisherige Maßnahmen wie Kontrollen durch Industrie-Initiativen, Aufklärungskampagnen und Gesetze nicht ausgereicht haben, um die Arbeitssituation in chinesischen Spielzeugfabriken nachhaltig zu verbessern. So haben die Studien der vergangenen Jahre gezeigt, dass Arbeiter*innen bei Mattel, aufgrund der niedrigen Löhne und des Produktionsdrucks in der Hauptsaison, bis zu dreimal mehr Überstunden machen, als gesetzlich erlaubt.
Die Fair Toys Organisation – ein Licht am Ende des Fließbands?
„Unsere Auswertung bestätigt, dass es einen neuen Ansatz braucht, um Arbeiter*innen entlang der Spielwaren-Lieferkette wirksamer zu schützen und die Missstände in der Spielzeugindustrie nachhaltig zu verbessern“, so Anna Backmann.
Mit diesem Ziel wurde 2020 die Fair Toys Organisation (FTO) mit Sitz in Nürnberg gegründet: „Als Multi-Stakeholder-Initiative aus Industrie und Zivilgesellschaft stellt die FTO eine glaubwürdige Instanz dar, die die Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten der Spielzeughersteller*innen bewertet“, erklärt Maik Pflaum, CIR-Referent für Arbeitsrechte und einer der Vertreter*innen der Zivilgesellschaft im Vorstand der FTO.
Unternehmen, die ihren Sorgfaltspflichten nachkommen, sollen künftig mit einem FTO-Siegel ausgezeichnet werden. Das Siegel soll Verbraucher*innen und Beschaffer*innen aufzeigen, welches Spielzeug unter Wahrung der Arbeitsrechte produziert wurde.
Seit 2017 veröffentlich die Christliche Initiative Romero e.V. (CIR) in Zusammenarbeit mit verdeckten Ermittler*innen der Arbeitsrechtsorganisation China Labor Watch jährlich den „Toys Report“ zur Ausbeutung in der Spielwarenindustrie. Dabei werden die Arbeitsstandards in chinesischen Spielzeugfabriken, in denen rund die Hälfte unseres Spielzeugs hergestellt wird, auf den Prüfstand gestellt.
Untersucht wurden in der Vergangenheit Fabriken, die u.a. für Mattel, Fisher-Price, Tomy und Chicco produzieren.
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