Interview Tierärztin Dr. Mathilde Laininger

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Tierärztin Dr. Mathilde Laininger leitet eine spezialisierte Praxis für Waschbären und teilt ihr Zuhause in Berlin Zehlendorf mit einer Vielzahl dieser Tiere. Sie nimmt die Waschbären nicht nur bei sich auf, sondern engagiert sich darüber hinaus aktiv für ein tieferes Verständnis dieser Spezies und einen respektvollen Umgang mit ihnen.

Für ihre Arbeit – sowohl in ihrer Praxis als auch mit dem Verein „Hauptsache Waschbär“ – hat sie im letzten Jahr den „Deutschen Tierschutzpreis Kategorie Wildtierhilfe 2023″ und den „Tierschutzpreis des Landes Berlin 2023″ erhalten. Im Experteninterview erklärt sie, warum ein Kinderspiel dabei helfen kann, die flauschigen Gesellen besser zu verstehen und was das Besondere an ihnen ist.

Die Redaktion: Ihr Verein schützt Waschbären – was genau ist seine Aufgabe?

Mathilde Laininger: Es fällt uns immer wieder auf, dass Menschen nur wenig über Waschbären wissen und es viele Vorurteile und Missverständnisse gibt. Deshalb widmen wir uns intensiv der Aufklärung und Beratung.

Wir sind die führende Anlaufstelle in Berlin für alle Fragen rund um diese Tiere. Wir bieten umfassende Expertise sowie Rettungs- und Unterstützungsmaßnahmen für verletzte oder verwaiste Tiere, helfen aber auch betroffenen Bürgern, die ein Problem mit einem Waschbären haben.

Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Wir möchten sie unvoreingenommen an dieses faszinierende Wildtier heranführen.

Die Redaktion: Warum ist es wichtig, sich für den Waschbären einzusetzen?

Mathilde Laininger: Das ist wichtig, weil diese faszinierenden Tiere hochintelligent und sehr sensibel sind. Im letzten Jahrhundert haben die Menschen die Waschbären wegen ihres damals sehr wertvollen Pelzes aus USA nach Europa gebracht. Heute ist das kein Thema mehr.

In einer zivilisierten Gesellschaft dürfen wir jedoch keine Tierart verfolgen, nur weil wir keinen Nutzen mehr sehen. Kein Tier verdient eine solche Behandlung. Interessanterweise führt eine intensive Bejagung von Waschbären zu einem unerwarteten Ergebnis: Weibliche Waschbären bekommen früher Nachwuchs, haben größere Würfe und bringen mehr weibliche Nachkommen zur Welt, die zukünftige Mütter werden. Letztendlich führt die Bejagung zu einer Zunahme der Waschbärenpopulation.

Die Redaktion: Ihre Arbeit als Waschbären-Wunderdoktorin klingt aufregend. Erzählen Sie uns von einer heldenhaften Rettungsaktion!

Mathilde Laininger: Als Waschbären-Ärztin erlebe ich viele aufregende Abenteuer! Eine bemerkenswerte Geschichte war die Rettung von fünf Waschbärenbabys aus einem stillgelegten Kamin, ohne sie von ihrer Mutter zu trennen. Mit einer cleveren Konstruktion und Geduld gelang es uns, die Kleinen sicher zu bergen, während die Mama sie weiterhin versorgte.

Am nächsten Morgen sahen wir, wie sie jedes von ihnen wegtrug – ein bewegender Moment voller Fürsorge und Hingabe.

Bild Ravensburger

Die Redaktion: Was ist das Geheimnis der unwiderstehlichen Waschbären? Wie schaffen sie es, uns mit ihrem possierlichen Schabernack immer wieder zu begeistern?

Mathilde Laininger: Das Geheimnis liegt in ihrem Charme, ihrer Aufgeschlossenheit und ihrer Arglosigkeit, obwohl sie Wildtiere sind. Waschbären bringen uns ein Vertrauen entgegen, das faszinierend ist. Sie sind intelligent und unternehmungslustig wie Kinder im Alter von etwa drei Jahren. Sobald Besuch da ist, zeigen sie alles, was sie können – und sie lieben es, dafür mit Nüssen belohnt zu werden. Wenn sie dann eine Nuss ganz vorsichtig mit ihren feinen Händen entgegennehmen, ist das jedes Mal ein magischer Moment.

Die Redaktion: Wie gefällt Ihnen das neue Spiel „Garten-Gauner“ von Ravensburger, bei dem die Kinder in die Rolle von Waschbären schlüpfen und sich vor dem Gärtner verstecken?

Mathilde Laininger: Das Spiel „Garten-Gauner“ finde ich überaus spannend und lustig! Es zu spielen, hat mir großen Spaß gemacht und das Wesen des charmanten und klugen Waschbären ist genau getroffen. Wenn demnächst mein 8-jähriger Neffe zu Besuch kommt, will ich es direkt mit ihm ausprobieren.

Die Redaktion: Gibt es Eigenschaften bei Waschbären, die sich auch im Spiel wiederfinden? Sind Waschbären wirklich solche „Garten-Gauner“?

Mathilde Laininger:  Waschbären sind bekannt für ihre geschickten Pfoten, die gerne alles erkunden und neue Dinge entdecken. Sie können sich gut an verschiedene Umgebungen anpassen, sind furchtlos und abenteuerlustig, dabei aber auch sehr vorsichtig. Wenn es darauf ankommt, sind sie sehr flink! Waschbären haben so ein feines Gehör, dass sie es hören können, wenn sich eine winzige Made unter dem Rasen bewegt!

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Beim Spiel „Garten-Gauner“ schlüpfen die Kinder in die Rolle der Waschbären. Wie den echten Fellnasen helfen Schnelligkeit, Geschickt und Fingerfertigkeit den Spielenden dabei, die spannenden Aufgaben im Spiel zu lösen.

Die Redaktion: Was können wir alle tun, um Teil des „Waschbären-Rettungsteams“ zu werden?

Mathilde Laininger: Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine ist die finanzielle Unterstützung durch die Übernahme einer Patenschaft für einen Waschbären. Dafür bekommt man regelmäßig Updates, einen Geburtstagsgruß von seinem Bärchen, eine schöne Urkunde – und man darf sein Patenkind einmal im Jahr besuchen. Alternativ kann man aktiv im Verein mitarbeiten. Und es hilft den Bärchen, wenn jeder sich genau informiert, um als „Waschbären-Botschafter“ das Image dieser wunderbaren Tiere zu verbessern.

 

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.