Angesagt – Fabian Zimmermann

Bild Fabian Zimmermann

Sehr geehrter Herr Zimmermann,
Sie sind der Autor des Spiels „Tiefe Taschen“. Um was geht es in diesem Spiel?

Fabian Zimmermann: In Tiefe Taschen schlüpfen die Spieler in die Rolle korrupter Politiker mit dem Ziel, möglichst viel Geld in die eigene Tasche zu wirtschaften.

Ein Spieler ist immer Präsident und hat die Aufgabe, staatliche Gelder zu verteilen. Über diese Verteilung wird abgestimmt und wenn die Mehrheit dagegen ist, muss er zurücktreten und ein anderer wird Präsident.

Außerdem kann man in die Staatskasse greifen, Konkurrenten erpressen und Mitspieler bestechen.

Die Redaktion: Wie kommt man auf solch außergewöhnliche Spielidee, denn diese ist doch etwas außergewöhnlich und besitzt eine Prise „Schwarzen Humors“?

Fabian Zimmermann: Da ich selber schon immer gerne Brettspiel spiele, kommen mir viele Spielideen, die ich dann im Freundeskreis ausprobiere und weiterentwickele. So hatte ich ursprünglich gemeinsam mit einem Kumpel ein Spiel mit einem ganz anderen Thema entwickelt, aus dem dann aber nichts geworden ist.

Auf einer Grillparty kam dann schließlich der Gedanke, dass ein ähnlicher Spielemechanismus auch sehr gut zum Thema Politik passt. Und natürlich ist Tiefe Taschen nicht ganz ernst gemeint, sondern sollte mit Humor genommen werden.

Die Redaktion: An wen richtet sich Ihr Spiel?

Fabian Zimmermann: Insbesondere Spieler, die viel Interaktion mögen und sich im Spiel auch mal gerne gegenseitig hintergehen, haben großen Spaß bei Tiefe Taschen.

Aufgrund des Themas sind schon eher Erwachsene die Zielgruppe, aber es kommt auch in Gruppen mit Kindern und Jugendlichen, beispielsweise in Schulklassen sehr gut an.

Die Redaktion: Wie lange hat eigentlich die Entwicklung des Spiels gedauert? Und warum geben Sie das Spiel im „Eigenverlag“ heraus?

Fabian Zimmermann: Seit der Idee auf der Grillparty hat es ca. ein halbes Jahr gedauert, bis die meisten Regeln fertig waren. Danach bin ich damit über zahlreiche Messen und Spieleabende gezogen, um das Spiel ausgiebig zu testen. Da habe ich noch einige Anpassungen vorgenommen, wie beispielsweise ein plötzliches Spielende, eingeleitet durch eine Staatsbankrottkarte.

Ich habe das Spiel auch verschiedenen etablierten Verlagen gezeigt, aber bei den meisten hat es nicht ins Sortiment gepasst, sicherlich auch wegen des Themas. Daher habe ich meinen eigenen Verlag Fobs Games gegründet, um Tiefe Taschen selbst zu veröffentlichen.

Die Redaktion: Tiefe Taschen wurde erfolgreich über Crowdfunding finanziert. Ist dies ein Zukunftsmodell für Spieleautoren?

Fabian Zimmermann: Crowdfunding ist auf alle Fälle eine Chance für Spieleautoren, ihre Spieleideen nach den eigenen Vorstellungen umzusetzen. Allerdings ist das Verlegen eines Spiels deutlich mehr Arbeit, als ich es mir vorgestellt hatte. Während der Kampagne war ich damit ausgelastet, Unterstützer zu finden.

Und nach der erfolgreichen Kampagne habe ich mich dann noch um die Produktion und schließlich um das Versenden gekümmert. Ich habe insgesamt deutlich mehr Spiele produzieren lassen, als in der Kampagne bestellt wurden. Diese zusätzlichen Spiele vertreibe ich momentan.

Die Redaktion: Was bedeutet Crowdfunding für die Kunden?

Fabian Zimmermann: Als Kunde hat man natürlich die Möglichkeit, gute Ideen zu unterstützen und dabei mitzuhelfen, tolle Projekte zu realisieren. Dadurch kann man Spiele erwerben, die sich abseits des großen Massenmarktes befinden.

Natürlich gibt es immer auch ein gewisses Risiko, dass das Produkt nicht so ist wie erwartet oder dass sich die Auslieferung verzögert.

Bild fobs

Die Redaktion: Wurde bei Ihnen zu Hause viel gespielt?

Fabian Zimmermann: Schon relativ häufig. Und ich war oft bei Freunden, die sehr viele Brettspiele hatten, zumindest aus damaliger Sicht.

Die Redaktion: An was können Sie sich dabei erinnern? Was war Ihnen aus heutiger Sicht dabei wichtig? Und was haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

Fabian Zimmermann: Meine Eltern und Großeltern haben mit mir verschiedene Kinderspiele und Klassiker wie Monopoly, Trivial Pursuit, Skip-Bo und Risiko gespielt. Außerdem haben meine Eltern, meine Schwester und ich regelmäßig Doppelkopf gespielt.

Und irgendwann kamen dann die Siedler von Catan raus. Dieses Spiel hat wirklich Maßstäbe gesetzt, insbesondere auch wie gute Anleitungen aussehen. Wir haben dieses Spiel damals unzählige Male gespielt.

Die Redaktion: Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?

Fabian Zimmermann: Natürlich ist es sehr sinnvoll und wichtig, mit Kindern zu spielen. Es gibt sehr viele Spiele für Kinder, die auch Erwachsenen Spaß machen. Und gemeinsam Spaß zu haben, ist meines Erachtens nach das Wichtigste beim Spielen.

Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?

Fabian Zimmermann: Das ist eine schwierige Frage, da es so viele gute Spiele gibt. Taluva und Formula DE spiele ich immer wieder sehr gerne. Bei Zweispieler-Spielen gefällt mir Haus der Sonne und Pagoda extrem gut. Und mit größeren Gruppen Mafia de Cuba und Codenames.

Die Redaktion: Verlieren tut man ja nicht gerne, manche sind wütend und wollen nicht mehr spielen. Wie kann man das Verlieren im Spiel Kindern beibringen?

Fabian Zimmermann: Was man natürlich auf keinen Fall machen sollte, ist Kinder extra gewinnen zu lassen. Wenn man gegen sie ernsthaft spielt, gewöhnen sie sich daran, auch mal zu verlieren und fühlen sich insbesondere ernst genommen. Natürlich sollte man altersgerechte Spiele auswählen.

Die Redaktion: Wie drücken Sie Freude beim Spielen aus?

Fabian Zimmermann: Es kommt immer auf das Spiel und die Spielegruppe an. Oft freue ich mich leise, aber es rutscht mir auch ab und zu mal ein „Yes!“ raus. Und bei kooperativen Spielen klatscht man sich nach einem grandiosen Sieg auch schon mal ab.

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Fabian Zimmermann: Ich habe noch einige weitere Ideen für Spiele, die ich gerne in nächster Zeit veröffentlichen möchte. So arbeite ich beispielsweise an einem Spiel, bei dem die Spieler als Hühner möglichst viele Eier legen müssen und an einem, bei dem es darum geht, möglichst viele Cocktails zu trinken, ohne sich dabei zu übernehmen.

Und an einigen Projekten arbeite ich gerade gemeinsam mit verschiedenen anderen Spieleautoren. Allerdings sind diese Projekte noch nicht spruchreif.

 

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.